Gebetsmeinung des Papstes im September

September 2022

Wir beten, dass die Todesstrafe in allen Ländern abgeschafft wird, weil sie die Würde des Menschen verletzt.

Das ist ein fast schon skandalöser Vorwurf, der von einigen Katholiken gegen unseren Papst erhoben werden: Handelt er tatsächlich gegen die Bibel?

Der Streit entzündet sich um Papst Franziskus’ Bestreben, die Todesstrafe kategorisch zu verurteilen. Auf seine Initiative hin wurde diese Haltung in den Katechismus aufgenommen.

Allerdings teilen nicht alle Katholiken seine Haltung. Nicht wenige bevorzugen die Lösung, die Papst Johannes Paul II. gewählt hatte. Er hatte sich nicht kategorisch gegen die Todesstrafe ausgesprochen und sich damit auch nicht gegen verschiedene biblische Aussagen diesbezüglich positioniert. Dennoch sei die Todesstrafe aufgrund der kulturellen, technischen und wirtschaftlichen Fortschritte und Möglichkeiten überflüssig und daher abzulehnen, ausgenommen den Fall, es wäre der einzige Weg, um die Menschen vor einem Aggressor zu schützen. Damit war die Todesstrafe sozusagen ein legitimes Mittel in Ausnahmesituationen, nicht gewollt und nur zum Schutz der Wehrlosen anzuwenden.

Papst Franziskus hat schon länger dafür gekämpft, dass die Kirche ihre Haltung diesbezüglich ändert. Und jetzt bittet er uns Beter um unser Gebet. Denn in der Umsetzung der Todesstrafe passiert viel Unrecht.

Weltweit gibt es 56 Länder, in denen die Todesstrafe im gewöhnlichen Strafrecht angewendet wird, 8 Staaten, in der sie nur in Sonderstrafverfahren zur Anwendung kommt, und 26 Länder mit einem Hinrichtungsstopp. China ist das Land mit den meisten Todesurteilen, gefolgt vom Iran und Ägypten. Laut einer Studie sind seit 1973 in den USA 185 Menschen, die bereits zum Tode verurteilt worden waren, als unschuldig entlassen worden.

Dann habe ich die Argumente der Gruppe der Christen gelesen, die für die Todesstrafe in besonders schweren Fällen plädieren. In einem Punkt haben diese Menschen Recht: Es gibt viel zu viele Länder, wo es einfach unmöglich ist, die Unschuldigen zu schützen, wenn auf die Todesstrafe verzichtet wird. Und daher soll sie in Ausnahmesituationen legitim sein – so deren Argumente.

Die Christenheit ist bezüglich der Todesstrafe nicht einer Meinung. Wie werden Sie auf den Gebetsaufruf zur Abschaffung der Todesstrafe reagieren?

Simone Nefiodow, Dipl. Theologin

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