Gebetsmeinung des Papstes im April

April 2023

Wir beten für alle Staaten und für die einzelnen Bürger, dass Gewalt und Waffen eingeschränkt werden, damit Frieden möglich wird.

Wann wurden Sie das letzte Mal Opfer einer Gewalttat? Am Arbeitsplatz? Im Straßenverkehr? In Ihrer Familie? Was müsste passieren, damit Sie sich eine Waffe kaufen? Würden Sie sich eine Waffe zulegen, wenn ihr Nachbar eine Waffe hätte?

Sagen wir mal so: Ich war schon öfter Zeuge von Gewalteskalationen, und ich bin sehr dankbar, dass keiner der Beteiligten bewaffnet war, sonst hätte es mit Sicherheit Tote gegeben. So gab es “nur” ein paar Verletzte.

Die Älteren unter uns erinnern sich bestimmt noch an das Wettrüsten. Jede Seite bewaffnete sich, um dem Gegner klarzumachen, dass ein Angriff zu teuer sein würde. So gesehen waren Waffen in der Lage, den Gegner in Schach zu halten, aber es war mehr eine Art von Waffenstillstand. Dem Frieden geholfen hat das nicht. Und darum geht es unserem Papst, um das, was einer Kultur des Friedens im Wege steht.

Der Fokus der Gebetsmeinung liegt auf dem Unfrieden, der durch den Gebrauch von Waffen durch Privatleute stammt. Es geht unserem Papst dabei nicht um bewaffnete Konflikte, nicht um das Militär und die Aufrüstung, die aufgrund aktueller politischer Ereignisse im Osten Europas in den letzten Monaten betrieben wurde. Es geht ihm um Waffen in Privatbesitz.

Glaubt man unseren Medien, dann ist der Privatbesitz von Waffen eine üble Sache, schadet der Gesellschaft, und betrifft in unserem Land vor allem eine Minderheit von radikalen Randgruppen. Andere Länder positionieren sich bei diesem Thema anders, und Vertreter von Gruppierungen, die den Privatbesitz von Waffen fordern, argumentieren, dass der Besitz von Waffen der privaten Sicherheit dient.

Ich denke, das ist ein Thema, zu dem wohl jeder eine Meinung hat. Und wie sieht es aus mit Fakten?

Staaten, in denen der legale Zugang zu Schusswaffen erschwert ist, weisen mehrheitlich deutlich geringere Mord- und Suizidraten auf als solche, in denen sich die Bürger leichter bewaffnen können -- so das simple Ergebnis einer Reihe von internationalen Studien. Es mag zu einfach klingen, aber Suizide und Straftaten im Affekt sind ohne den Zugang zu Waffen auch deshalb seltener, weil das (Selbst-)Töten mit Hilfe von Waffen leichter und tödlicher ist, als vergleichsweise mit Hilfe eines Messers, eines Knüppels, Tabletten, einem Strick oder ähnlichem. Seit beispielsweise das Waffenrecht in Australien nach einem Amoklauf 1996 verschärft wurde, sank die Mord- und Suizidrate drastisch, und seither gab es keinen weiteren Amoklauf mehr.

So einfach ist das also? Wir beschränken die Verbreitung von Waffen, und dadurch breitet sich Frieden aus? Wenn man sich die Gewaltforschung näher ansieht, dann wird einem von Neuem bewusst, dass Gewalt ein sehr kompliziertes Phänomen ist. Oft genügt ein Moment des Zorns, der Überlastung oder tiefer Verzweiflung, und Menschen werden gewalttätig. Und darum hilft es, eine Kultur der Gewaltlosigkeit zu entwickeln, wenn etwas, was so tödlich ist wie eine Schusswaffe, eben nicht so einfach zu bekommen ist. Das alleine reicht nicht, um Gewalt zu verhindern. Aber es ist enorm hilfreich, Gewaltausbrüche nicht ganz so tödlich enden zu lassen. Und das hilft, eine Kultur des Friedens aufzubauen. Also beten wir in diesem Anliegen.

Simone Nefiodow, Dipl. Theologin

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen