Gebetsmeinung des Papstes im Januar

Januar 2023

Für alle Flüchtlinge und für alle Menschen, in Not, dass sie in ihren Gemeinden Verständnis und freundliche Aufnahme finden.

Am 28. Dezember erfror Elli aus Düsseldorf, eine Obdachlose. Das ist bei uns eigentlich keine Nachricht wert. Doch Elli hat ein öffentliches Tagebuch hinterlassen. Regelmäßig suchte sie die Andreaskirche auf und schrieb dort ihre Gedanken und Gebete in dem ausliegenden Bitt- und Dankbuch nieder. Viele Menschen sind tief berührt von ihren Worten, von ihrer Hinwendung zu Gott, von ihren Gesprächen mit Gott. Jetzt schreiben die Zeitungen über sie, die Trinkerin, von ihrer Sehnsucht nach einem "normalen" Leben, von ihrer Hilflosigkeit und von ihren Gesprächen mit Gott: "Ich komme oft hierher in die Kirche um Ruhe zu finden. Nie bin ich nüchtern ... Ich wäre gerne wieder ich, voll Kraft und nüchtern ..." Oder: " Manchmal, Vater, denke ich, ich kann nicht mehr. Dann komme ich hierher und zünde im Gebet ein Kerzchen an ... es tröstet mich. Meine einzige Zuflucht auf der Straße. Ich bin so müde und traurig". Diese und ähnliche Worte schreibt Elli in das Buch.

Verständnis und freundliche Aufnahme sollen die Menschen in Not und die Flüchtlinge in unseren Gemeinden finden – so die Gebetsmeinung dieses Monats. Elli hat sich in dieser Gemeinde, in der Andreaskirche angenommen gefühlt, es war ihr Ort um Luft zu holen, Energie zu tanken und sich etwas zu wärmen. Sie spricht mit Gott, dem Vater, und mit Maria. Warum auch immer sie den Weg zurück in die Gesellschaft, zurück in ein "normales" Leben nicht geschafft hat, diese Kirche war ein Ort, an dem sich Elli aufgenommen fühlte.

Die anderen Obdachlosen kannten Elli gut, sie berichten von ihrer Hilfsbereitschaft, dass sie sogar ihr Geld mit den anderen teilt, wie sie anderen helfen will. Sie beschreiben sie als freundliche Person, die sich im Beirat der Obdachlosenzeitung „fifty-fifty“ engagiert.

Was für eine bemerkenswerte Situation. Da ist eine Frau, die den Boden unter den Füßen verloren hat, die auf der Straße lebt, die unter ihren Süchten leidet. Und eben diese Frau geht regelmäßig in die Kirche und redet mit Gott wie mit einem Vater, einem Vertrauten. Und sie schafft es trotz ihrer eigenen, hoffnungslosen Lage, anderen zu helfen, ja sogar für die anderen zu beten.

Und wir? Fühlen Sie auch diese gewisse innere Betroffenheit über das Schicksal dieser Frau, die trotz ihres persönlichen Elends Gott einen festen, unverrückbaren Platz in ihrem Leben gegeben hat? Die sich trotz ihrer eigenen Probleme für ihre Mitmenschen Zeit genommen und ihnen geholfen hat? Und wenn wir das mit unserem Leben vergleichen und uns die Frage stellen: „Was tun wir?“ – wäre es nicht an der Zeit etwas mehr zu tun?

Jetzt, nachdem Elli gestorben ist, wird über die Situation der Obdachlosen diskutiert: Warum gab es keinen wärmenden Schlafplatz für sie? Wird genug getan für die Obdachlosen? Diese und ähnliche Fragen füllen jetzt die Zeitungen. Für Elli kommt die Hilfe zu spät. Aber vielleicht bewirkt ihr Tod etwas und rüttelt die Leute auf. Es gibt so viele Menschen in Not. Ich bin froh, dass ich zu einer Kirche gehöre, die sich von Anfang an um die Ausgegrenzten und die Menschen in Not gekümmert hat. Zugegeben, man hätte mehr tun können. Aber ich kann ja mein Verhalten jederzeit ändern, ich kann mich heute entscheiden, Menschen in Not zu helfen und für sie zu beten. Irgendwo fange ich an. Es gibt mehr als genug zu tun. Und das Gebet gibt mir die Kraft.

Simone Nefiodow, Dipl. Theologin

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