Der Korbiniansapfelbaum 

Korbiniansapfel

Aus Anlass des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren pflanzten die Steyler Missionare am 20. Oktober 2025 vor der Kirche von St. Gabriel einen "Korbiniansapfelbaum". Die Sorte wurde vom bayrischen Priester Korbinian Aigner im KZ Dachau gezüchtet. Er ist ein Zeichen des Widerstands und der Hoffnung.

Der "Apfelpfarrer" Korbinian Aigner

Pfarrer Korbinian Aigner
Pfarrer Korbinian Aigner

Korbinan Aigner wurde 1885 in Hohenpolding (Bayern) geboren und 1911 zum Priester geweiht. Neben seiner Tätigkeit als Dorfpfarrer interessierte er sich auch für den Obstbau, hielt Vorträge und beriet Interessierte.
Schon früh wurde er zum Gegner des Nationalsozialismus und übte in seinen Predigten und im Religionsunterricht offen Kritik an der menschenfeindlichen Partei. Aigner weigerte sich auch Kinder auf den Namen „Adolf“ zu taufen und erkannte die Hakenkreuzfahne nicht als Nationalflagge an. Der Priester wurde mit Geldstrafen belegt, schließlich verhaftet, verurteilt und in die Konzentrationslager Dachau und Sachsenhausen deportiert.
In der Nacht vom 26. Auf den 27. April 1945 musste Aigner zusammen mit ungefähr 10.000 anderen Häftlingen einen Marsch nach Südtirol antreten. Korbinian Aigner überlebte den Todesmarsch. Er konnte fliehen - in seiner Häftlingsjacke trug er die kleinen Apfelsetzlinge. 
Nach Kriegsende kehrte Aigner als Pfarrer in seine Gemeinde Hohenbercha zurück. Dort widmete er sich auch wieder seiner großen Leidenschaft, den Äpfeln. Er beschaffte sich Äpfel von allen ihm zugänglichen Apfelsorten und malte jeweils zwei Äpfel von jeder Sorte in Postkartengröße nebeneinander. So entstand eine umfangreiche Bilddokumentation, die in der dOKUMENTA 13 ausgestellt wurden.

Ein Apfelbaum aus dem KZ

Im KZ Dachau arbeitete Korbinian Aigner als Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft. Zwischen den Baracken pflanzte er Apfelbäume und es gelang ihm mit sogar, heimlich vier neue Apfelsorten zu züchten, die er lapidar KZ-1, KZ-2, KZ-3 und KZ-4 benannte. 
Erhalten blieb nur die Sorte KZ-3, die bis heute von Baumschulen gezüchtet wird und im Handel erhältlich ist. Zum 100. Geburtstag Aigners wurde die Sorte offiziell nach ihrem Züchter „Korbiniansapfel“ benannt. Sein Geschmack gilt als aromatisch und ausgewogen zwischen süß und sauer.
Korbinian Aigner überlebte die unmenschliche Behandlung im Konzentrationslager. Ausgerechnet in dieser lebensfeindlichen Umgebung gelang es ihm, Leben zu schaffen und der Welt neue Apfelsorten zu schenken.

Zeichen des Widerstands und der Hoffnung

Die Steyler Missionare nahmen das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren zum Anlass an 20. Oktober 2025 einen „Korbiniansapfelbaum“ in St. Gabriel zu pflanzen. Vor 80 Jahren endete auch die Enteignung und Aufhebung des Missionshauses St. Gabriel, das die Nationalsozialisten von 1941 bis 1945 als Verwaltungszentrale der "Flugmotorenwerke Ostmark" zweckentfremdet hatten.
Die Initiative zur Pflanzung des Baums ging vom Team „Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung“ der Steyler Missionare in der Mitteleuropäischen Provinz aus:
„Das zarte, pflegebedürftige Apfelbäumchen soll daran erinnern, dass Demokratie stets neu errungen, eingeübt, gepflegt und gegebenenfalls auch verteidigt werden muss. Als Steyler Missionare wollen wir einstehen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.
Der Korbiniansapfel ist ein Zeuge dafür, dass sich Widerstand lohnt. Wo Widerstand gegen Unrecht und die Zerstörung des Lebens geschieht, und wo dieser Widerstand Verbündete findet, wird an der neuen Welt Gottes gebaut. Inmitten einer ‚Wirtschaft, die tötet‘ (Papst Franziskus) setzen sich Umweltaktivisten heute für eine neue Welt ein, in der ein gutes Leben für alle möglich ist. So unscheinbar, schwach und erfolglos dieser Einsatz auch manchmal scheint, er trägt auf prophetische Weise in sich den Keim einer neuen Welt. Wie Pfarrer Korbinian Aigner im Konzentrationslager Dachau bereitet dieser Widerstand die Grundlage für wohlschmeckende Früchte, die vielleicht erst in ferner Zukunft geerntet werden.
Dem deutschen Reformator Martin Luther wird der Satz zugeschrieben: ‚Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!‘ – Um diese Hoffnung auszudrücken, steht nun der Korbiniansapfelbaum neben der Heilig-Geist-Kirche von St. Gabriel.“

Einen Bericht über die Pflanzung des Baumes in St. Gabriel lesen Sie hier!

Pflanzung des Korbiniansapfelbaums

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