Br. Gregor Boleslaw Frackowiak SVD

In Lowecice bei Jarocin wurde der Familie Andrzej und Zofia Frackowiak am 18.Juni 1911 als achtes von neun Kindern ein Junge geboren. In der Taufe, die er in der Pfarrkirche von Cerekwica empfing, gab man ihm den Namen Boleslaw. Die Grundschule besuchte er in Wojciechowo.

Anstatt Schul- und Hausarbeiten zu erledigen, gestaltete er mit seinen Spiel- und Schulkameraden Andachten und "feierte mit ihnen die heilige Messe". Er "predigte" und teilte die "Kommunion" aus. Als Ministrant ließ er sich durch keinen Kameraden an Eifer und Zuverlässigkeit übertreffen. Dass die Eltern großen Wert auf die religiöse Erziehung legten, zeigte sich an einer Besonderheit, für die der Vater an Sonn- und Feiertagen zuständig war. Er fragte am Mittagstisch in der Runde nach dem Inhalt der Sonntagspredigt. Sein Bruder erinnert sich: "Den Bolek fragte er nie, denn der wollte immer gleich die ganze Predigt wiederholen."

Als sich 1927 in Bruczkow die Steyler Missionare niederließen, um dort in der Pfarrseelsorge zu arbeiten, folgten die Eltern dem Rat des Ortspfarrers Poczta und meldeten Boleslaw im kleinen Seminar der Steyler Missionare an. Da die Volksschule dem kleinen Bolek zu wenig mitgegeben hatte, war es für ihn schwierig, dem verkürzten Schulprogramm des Gymnasiums zu folgen. Um ihn nicht länger zu belasten, gab man ihm den wohlmeinenden Rat, doch Missionsbruder bei den Steyler Missionaren zu werden. So kam er nach Gorna Grupa bei Graudenz, wo die Steyler Missionare ein Postulat und Noviziat für Brüder eingerichtet hatten. Nach dem einjährigen Postulat zog er als junger Brudernovize am 8. September 1930 den Talar an und wählte den Ordensnamen Gregorz.

Als eifriger Novize arbeitete er in der Druckerei und erlernte das Buchbinderhandwerk. Später wurde er in diesem Handwerk ein erfahrener Lehrmeister, der es gut verstand, seinen Lehrlingen die Kunst des Buchbindens zu vermitteln. Neben seiner Tagesarbeit versorgte Boleslaw - Bruder Gregorz - auch die Sakristei und die Kirche. Wenn Not am Mann war, half er auch gern in der Küche mit. An der Pforte nahm er sich besonders freundlich der Bettler und der Armen an. Für ihn war es jeweils Jesus selbst, der an der Pforte um Brot und Hilfe bat. Aus jener Zeit stammen auch seine Notizbücher mit Gebeten und den üblichen, religiösen Praktiken. Er sammelte sie unter dem Titel "Tägliche geistliche Übungen".

Als er am 8. September 1938 seine Ewigen Gelübde ablegte, ging ein Herzenswunsch in Erfüllung: "Jetzt gehöre ich nicht nur dem Herzen nach zur Gesellschaft des Göttlichen Wortes, sondern auch offiziell, mit schriftlicher Bestätigung".

Es war Krieg

Den Krieg erlebte er mit der ihm eigenen Gelassenheit und mit tiefem Gottvertrauen: "Wir alle sind in Gottes Hand!" Er benutzte jede Gelegenheit, andere aus gläubiger Überzeugung zu ermutigen und mit guten Worten aufzurichten. Am Tag des Christkönigsfestes hatte die Gestapo, die das Haus als Sammellager für Geistliche eingerichtet hatte, den Missionsbrüdern erlaubt, das überfüllte Haus zu verlassen. Bruder Gregorz entschied für sich, zu bleiben und den internierten Geistlichen zu helfen. Im Februar 1941, als alle Inhaftierten gezwungen wurden, das Haus zu verlassen, mußte auch er aus Gorna Grupa weggehen.

Er zog zunächst zu seinem Bruder in die Nähe von Posen. Da er keine Möglichkeit hatte, sich ordnungsgemäß anzumelden, mußte er kurzfristig die Stadt wieder verlassen. Er fuhr in seine Heimat nach Lowecice. Mit Einverständnis seines Mitbruders P. Giczel, der damals Pfarrer im nahegelegenen Ruscko war, und mit stiller Genehmigung des Ortspfarrers gab er Kindern zweimal wöchentlich Religionsunterricht und bereitete sie auf die Erstkommunion vor. Daneben besuchte er ältere Pfarrangehörige, betete mit ihnen und erzählte ihnen von der heiligen Jungfrau und aus dem Leben der Heiligen.

Als am 7.Oktober 1941 P. Giczel von der Gestapo verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht wurde, lag die ganze seelsorgliche Verantwortung bei Br. Gregorz. Als einmal die Gestapomänner die konsekrierten Hostien über den Boden verstreut hatten, sammelte Br. Gregorz alle sorgfältig und ehrfurchtsvoll ein, versammelte Leute der Gemeinde um das Allerheiligste und hielt eine Sühneandacht. Am nächsten Morgen hielt er einen kurzen Wortgottesdienst und teilte an die Anwesenden die hl. Kommunion aus. Einige Hostien bewahrte er für Kranke und Sterbende auf. Er hat auch einige Kinder getauft und andere auf das Sakrament der Firmung vorbereitet.

Das Martyrium

Irgendwie hatte man erfahren, daß Bruder Gregorz Buchbinder ist. Er bekam den Auftrag, in einer Druckerei mitzuarbeiten. In dieser Zeit begann er eine geheime Zeitung zu verbreiten. "Für dich, mein Polen", war der Titel. Er wollte damit seine Landsleute aufmuntern und ermutigen durchzuhalten. Es dauerte nicht lange, da bekam die Gestapo eine Information zugespielt. Sie zögerte nicht lange, den Missionsbruder zu verhaften, obwohl er sich lange vor dem Tag der Festnahme von der Mitarbeit bei der Zeitung zurückgezogen hatte. P. Kiczka hatte ihm nämlich geraten, sich aus der Zeitungsgeschichte herauszuhalten, es sei einfach zu gefährlich.

Über die letzte Begegnung mit Br. Gregorz schreibt P. Kiczka: "Unser Bruder Gregorz Frackowiak war am Abend vor seiner Verhaftung noch bei mir. Zu diesem Zeitpunkt hätte er noch ohne weiteres fliehen können. Er fragte, ob er sich für diejenigen, die in die Flugblattaktion verwickelt waren, aufopfern könnte, obwohl er doch mit der Sache nichts mehr zu tun habe. Ich habe ihm geantwortet, dass es allein seine Entscheidung sei. Er müsse wissen, ob er in der Lage wäre, dieses hohe Maß an Heroismus aufzubringen.... Nach Beichte und Kommunion ist er dann abgereist. Schon am nächsten Tag fand man ihn im Gefängnis. Er veranlaßte seine Mithäftlinge, ihn anzuklagen und als Schuldigen zu bezeichnen. Da man nun der Meinung war, den Richtigen gefaßt zu haben, kamen einige Verdächtige frei. Er selbst wurde dem Verhör und der damit verbundenen Folter zugeführt."

Aus dem Gefängnis in Jarocin ist er mit anderen nach Posen ins berüchtigte Fort VII verlegt worden. Sein Bruder schreibt: "Ich habe ihm ein Paket geschickt, habe aber durch die Wachmänner von ihm auch ein Paket bekommen. Darin befanden sich eine zerbrochene Uhr, ein zerrissener Rosenkranz, eine mit Blut befleckte Jacke, ein ebenfalls mit Blut verschmiertes Hemd. Zwei Pakete konnte ich ihm noch zukommen lassen, ein drittes nahmen sie nicht mehr an.... er sei nicht mehr in Fort VII." Sein Bruder erinnert sich auch noch an dieses Wort des Bruders: "Ich denke, Onkel Vincenty ist noch zu Hause, er soll gut aufpassen, auch er ist denunziert worden. Sag ihm, ich habe alles auf mich genommen. Wenn ich umkomme, fehle ich niemandem, er hat doch Frau und Kinder."

Bruder Gregorz hat niemanden verraten. Die zwei Namen, die er weitergab, gehörten zu Leuten, die sich selber schon angezeigt und gestellt hatten. Die Reise seines Martyriums ging von Jarocin über Sroda und Fort VII schließlich nach Dresden. Seine Mithäftlinge Walenty und Kaczmarek können sich noch daran erinnern, wie Br. Gregorz täglich den Rosenkranz vorbetete und ihn mit Litaneien und persönlichen Gebeten erweiterte. Für die Wachleute war er zunächst einer von vielen. Als sie aber während einer Untersuchung bei ihm eine große Medaille fanden, die er in der Mütze versteckt hatte, und dabei erfuhren, dass er ein Ordensmann war, haben sie ihn grausam gequält. Er hat sich nicht verteidigt. Er ertrug alles geduldig und ohne Widerspruch. Immer wieder fragte man ihn nach der von ihm vertriebenen Zeitung. Weil er aber dazu nichts sagen wollte und auch nicht konnte, schlug man wild auf ihn ein, trat ihn mit Füßen und ließ ihn halbtot liegen.

In Dresden wurde er schließlich zum Tode verurteilt. Am 5.Mai 1943 wurde er enthauptet. Einige Stunden vor seinem Tode schrieb er noch einen Brief an seine Familie. "Das letzte Mal auf dieser Welt möchte ich Euch, meinen Lieben, einen Brief schreiben. Wenn Ihr ihn bekommt, werde ich nicht mehr auf dieser Welt sein, denn heute am 5.Mai 1943 um 18.15 werde ich enthauptet. Betet bitte für mich um die ewige Ruhe. Fünf Stunden später werde ich kalt sein. Weint und trauert nicht, sondern betet für meine Seele und um die Seelenruhe für unsere Lieben. Ich werde von Euch den Vater grüßen und alle unsere Verwandten. Was Ihr der Mutter sagt, dass ich hingerichtet wurde oder so gestorben bin, das weiß ich nicht. Tut, was Ihr für richtig haltet. Mein Gewissen ist ruhig, ich habe mir nichts vorzuwerfen. Deshalb schreibe ich Euch auch diesen Brief. Ich grüße Euch alle und warte auf Euch bei unserem himmlischen Vater. Ich grüße alle meine Mitbrüder in Bruczkow und alle meine Bekannten und Freunde. Gott segne Euch. Bleibt gute Katholiken. Verzeiht mir bitte alles, was meinerseits nicht gut war. Meine liebe, alte Mutter tut mir leid.... Bleibt mit Gott verbunden. Aufwiedersehen im Himmel: Gott gebe ihn uns allen. Meinen Talar gebt bitte nach dem Krieg in Bruczkow ab."


Bei den älteren Mitbrüdern lebt Bruder Gregorz bis heute im Gedächtnis weiter: als ein vorbildlicher Ordensmann, als ein liebenswürdiger Mitbruder, als ein glaubwürdiger Steyler Missionar, der bereit war, sein Leben einzusetzen für seine Brüder.

Br. Gregorz Frackowiak SVD wurde am 13. Juni 1999 zusammen mit den drei Steyler Missionaren Stanislaw Kubista, Alojzy Liguda und Ludwik Mzyk von Papst Johannes-Paul II. seliggesprochen.

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