60-jähriges Jubiläum

Deutschland

14. Nov 2022

Vor 60 Jahren wurde das Steyler Missionswissenschaftliche Institut gegründet. Den Anlass dazu gab das II. Vatikanische Konzil, bei dem das Thema der Mission zur Sprache kam.

60-jähriges Jubiläum

Vor sechzig Jahren fand das II. Vatikanische Konzil statt, das viele Umwälzungen weltweit teilweise recht kreativ aufnahm. Zu diesen drängenden Fragestellungen gehörte auch die Mission. Was daraus werden sollte, wurde in den 1950er Jahren mit großer Dringlichkeit von den Missionaren gefragt, die damals aus China ausgewiesen worden waren.

Steyler Chinamissionare drängten bei einem Treffen 1953 in Sankt Augustin darauf, eine Zeitschrift über die Mission und Missionswissenschaft anzufangen. Der Generalsuperior Johannes Schütte SVD, selbst Chinamissionar und Missionswissenschaftler, griff den Vorschlag auf und leitete eine Zeitschrift in die Wege, die sich mit der Steyler Gründungsgeschichte und ihrer aktuellen Missionsaufgabe auseinandersetzen sollte. Daraus wurde schließlich das Verbum SVD als Reflexionsplattform der Gesellschaft des Göttlichen Wortes. Es sollte den Steylern dienen als „Ausspracheorgan mit missionarischem, asketischem und historischem Inhalt, um uns in den gemeinsamen Aufgaben nach bestem Vermögen gegenseitig zu fördern und unser Arbeiten fruchtbar zu machen,“ schrieb Schütte.

Im Mai 1961 traf sich in St. Gabriel ein Dutzend Steyler Missionare mit dem Generalsuperior Schütte. Sie besprachen die Notwendigkeit, ein missionswissenschaftliches Institut zu gründen. Die Missiologen Karl Müller SVD, Josef Schmitz SVD und Kurt Piskaty SVD leiteten das Projekt in die Wege. Die Gründung des Instituts wurde auf das Erscheinungsdatum eines ersten Bandes festgelegt: Im Oktober 1962 erschienen die „Missionsstudien“ und begründeten die Reihe der Studia Instituti Missiologici SVD.

Heutzutage gehören gut 20 Steyler Missionare zum Institut, von denen acht in Sankt Augustin leben und vor allem anderen Hauptaufgaben nachgehen. Direkt am Institut arbeiten zurzeit zwei Steyler und vier Mitarbeiter/-innen in Teilzeit.

Pater Martin Üffing in der Vorlesung
Das neue Team des Instituts

Das Wort und die Wörter

Gerade haben wir aus der Druckerei den neuesten Band Studia bekommen. Darin sind die Beiträge der 125-Jahr-Feier des Steyler Engagements in Papua-Neuguinea enthalten; die Konferenz fand im August 2021 statt und der Band trägt den Titel „Das Wort und die Wörter“. An dem Band haben wir im Team des Instituts lange gearbeitet: Bis die Texte gekommen sind und in das Format gebracht wurden, das von den Herausgebern eigentlich vorgeschrieben war, an das sich aber kaum jemand gehalten hat (wie die Zitate und Fußnoten ausschauen sollen). Da sind unsere Mitarbeiterinnen Frau Ludwig und Frau Striegel sehr konsequent und strikt, auch wenn es mühsam ist. Dazu kamen die Korrekturen der Texte, die Überprüfung von Zitaten und Fußnoten. Denn es gibt ja Autoren, die sich da wenig um Genauigkeit kümmern. Aber jetzt ist das Buch da.

Die Ergänzung zu diesem Studia-Band ist die Steyler Missionschronik des vergangenen Jahres, die in Reportagen und herrlichen Fotos die gleiche Geschichte erzählte. Da ist dieses Engagement in kürzeren Texten und leicht lesbar dargestellt – noch dazu auf Deutsch. Demnächst erwarten wir die neue Steyler Missionschronik, die sich besonders unserer Arbeit in Togo widmet und die wir trotz erheblicher Schwierigkeiten zeitgerecht fertigstellen konnten.

Bei den Studia und der Steyler Missionschronik kommen Themen aus sehr unterschiedlichen Richtungen zum Vorschein: Der Band 119 über den „prophetischen Dialog“ ist ja fast Pflichtlektüre für die Steyler. Ebenso der Band 118 über die Amazoniensynode: wir hatten das Privileg, diese Arbeit zu veröffentlichen, und es handelt sich um eine der ersten großen und systematischen Darstellungen dieser Synode. Joachim Piepke SVD ist übrigens der „Doktorvater“ dieser Thesis von Regina Reinart.

Im Verbum SVD sprechen wir missionswissenschaftliche Themen aus Praxis und Theorie an. Im Lauf der Zeit ergab sich hier wie in der ganzen Kongregation eine deutliche Verschiebung: von der deutschen Zeitschrift zur Spiritualität Arnolds sind wir seit langem sehr international geworden, was die Themen und Inhalte angeht. Ich habe einmal über die letzten fünf Jahre nachgerechnet: Wir veröffentlichen fast 70% der Beiträge auf Englisch, 25% auf Deutsch und den Rest auf Spanisch. Das Generalat stellt die Zeitschrift den Steylern weltweit zur Verfügung. Im Moment erleben wir infolge der Pandemie größere Schwierigkeiten, die Zeitschrift an den Mann zu bringen, viele teure Sendungen kommen nicht an oder verschwinden auf dem Weg.

Bibliothek
Herausgaben

Begegnungen

Ich halte es für eine wesentliche Aufgabe unseres Instituts, mit anderen ähnlichen Instituten in Kontakt zu bleiben, an Konferenzen teilzunehmen und die Beziehungen zu pflegen. Daraus resultieren natürlich manche Arbeiten. So waren wir im August 2019 in Sankt Augustin die Gastgeber einer europäischen ökumenischen Missiologiekonferenz, über die ich bis heute sehr positive Kommentare höre.

Im Moment arbeiten wir noch an den letzten Vorbereitungen eines Workshops, der Anfang November stattfinden wird. Es ist inzwischen so, dass fast alle missionarischen Gruppen davon sprechen, dass die Mission von Gott ausgeht. Aber was das konkret heißt, ist nicht so klar. Darum wird es in diesem Workshop gehen – ich bin schon gespannt darauf.

Bibliothek

Wir haben auch eine recht gute Bibliothek zu betreuen. Ich bin immer wieder erstaunt: Wenn ich ein Zitat überprüfe und ein Buch suche, das vor Jahrzehnten erschienen ist: Es ist da! Die Steyler am Institut haben damals sehr umfassend und genau verfolgt und eingestellt, was wichtige und wesentliche Bücher und Zeitschriften waren. Dieses Erbe sehe ich heute vor allem als eine große Herausforderung. Wenn auswärtige Forscher bei uns arbeiten, hören wir oft, wie viele Schätze unsere Bibliothek enthält – ich ahne es und höre das gern.

Semper reformanda

Es geht also auch bei uns um die fortdauernde Erneuerung. In diesem Sinne sehe ich, dass zwei junge Mitbrüder ihren Studien nachgehen, um sich auf die Mitarbeit im Institut vorzubereiten: Kristoforus Adeodatus studiert in Salzburg, und Joe Arun Prakash bereitet sich auf sein Lizenziatsstudium vor. Das sind Schritte, um im Institut am Ball zu bleiben und vielleicht auch weiterhin kritische und kreative Reflexionen über die Mission nicht nur der Steyler Missionare zu erarbeiten.

Text und Fotos: Christian Tauchner SVD

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