Meine Erfahrung als Provinzial

Deutschland

27. Okt 2022

Pater Hermann Puhl SVD schaut auf die Jahre 1989-2004 zurück, in denen er viele Erfahrungen als Mitbruder in der Leitung gesammelt hat. Für ihn selbst war es eine sehr bewegte Zeit, in der sich viel ereignet hatte.

Meine Erfahrung als Provinzial

Von den 80 Jahren meines Lebens habe ich 70 Jahre innerhalb der SVD verbracht: Die komplette Ausbildungszeit von 1961 – 1970 als Missionsschüler, vom Noviziat bis zu den ewigen Gelübden und danach im Weiterstudium. Es war die Zeit vor dem Konzil, während des Konzils und der unmittelbaren Nachkonzilszeit. So lebte ich am Anfang unter den alten Konstitutionen und der Aufbruchszeit während und nach dem Konzil. Von Bedeutung war für mich die Teilnahme am Generalkapitel von 1982, in dem die neuen Konstitutionen behandelt und nach der Annahme durch das Kapitel dem Vatikan zur Approbation vorgelegt wurden, die dann auch erfolgte.

Bei der ersten Ernennung zum Provinzial in der österreichischen Provinz (OES) 1989 gehörte ich noch zur spanischen Provinz, war aber in den drei Jahren vor der Ernennung aushilfsweise jeweils ein Semester pro Jahr an der Hochschule tätig. In der OES war ich als Provinzial von 1989 – 1998 tätig.

Bei der Ernennung zum Provinzial der süddeutschen Provinz (GES) (1998) gehörte ich zur OES. Als Saarländer war mir allerdings diese Provinz keine Unbekannte. Durch die vielen Kontakte und die Zusammenarbeit mit den deutschsprachigen Provinzen war ich für die Mitbrüder der GES ebenfalls kein Unbekannter. Ich war Provinzial in der GES von 1998 – 2004.

Die typischen Aufgaben nach Innen (ad Intra) waren die Vorbereitung, Leitung und Durchführung der Sitzungen des Provinzialrates. Für die Information an die Mitbrüder gab ich die Kurzinformationen heraus. Zu den bekannten organisatorischen Aufgaben der Provinzleitung mit viel Zeitaufwand waren die Provinzkapitel, und Provinzversammlungen, die Ernennungen, soweit sie nicht durch den Generalsuperior erfolgten, besonders am Anfang eines Trienniums, die Zusammenarbeit mit den Lokalgemeinschaften und den Institutionen und die Besuche der Mitbrüder, besonders wenn sie sich auf Außenposten befanden.

Bei den Aufgaben nach Außen (ad Extra) ging es um die verschiedenen Ebenen der Zusammenarbeit mit der Generalleitung: Alles, was die Genehmigung von der Generalleitung verlangte. Vorbereitung und Teilnahme an den Generalkapiteln; Organisation der Generalvisitationen in der Provinz; Kontakte mit den Provinzialen der europäischen Zone; Teilnahme an den Zonenversammlungen - ganz besonders mit den deutschsprachigen Provinzen (Norddeutsche und Süddeutsche Provinz, Schweizer und Österreichische Provinz); Versammlung der Ordensoberen des Landes und mit den Diözesen, in denen wir tätig waren; Zusammenarbeit mit den SspS-Schwestern im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum der SSpS und von St. Gabriel 1989 begann eine intensive Zusammenarbeit in der OES unter dem Leitwort: „Wir machen alles gemeinsam“. Mit großer Freude denke ich an das gemeinsame Miteinander zurück. Mit dem Zusammenbruch der damaligen Sowjetunion begann auch ein neues Kapitel der Kontakte und Zusammenarbeit mit den osteuropäischen Provinzen Ungarn, Slowakei, Polen, Weißrussland und Russland. Darüber gäbe es sehr viel Schönes zu berichten, da wir ja alle in jeder Beziehung Neuland betraten. Diese Kontakte wurden dann noch besonders gefördert durch die Zusammenarbeit auf Zonenebene. Die erste Zonenversammlung fand 1984 in Pieniezno/Polen statt.

So wurde der richtige Abstand in der Coronazeit gemessen.
Pater Hermann zeigt den MaZ, wie das Mitarbeiten geht.

Die immer stärker werdende Internationalisierung der SVD legte die Einführung von Zonen nahe, vor allem auch, um den Zusammenhalt der ganzen SVD zu fördern.

Zur Zusammenarbeit auf Zonenebene waren alle Provinziale sehr herausgefordert, da wir diesbezüglich alle Neuland betraten. Statuten mussten ausgearbeitet werden. Die Zonenversammlungen fanden anfangs fast jedes Jahr statt und zwar immer in einer anderen Provinz. Von großer Bedeutung wurde das Zonentreffen 1990 in Roscommon/Irland, da es sich dort um ein neues Verständnis der Mission in Europa handelte. Mit dem Konsens von Roscommon hat dieses Treffen Geschichte geschrieben.

Der Konsens wurde 1992 auf der Generalversammlung in Sao Paulo den außereuropäischen Provinzialen vertraut gemacht. Auf dem Generalkapitel 1994 wurde er dann von der ganzen SVD übernommen. Ab diesem Zeitpunkt erhielten die europäischen Provinzen Erstbestimmungen auch aus den außereuropäischen Provinzen.

Aufgrund der immer kritischer werdenden Situation der europäischen Provinzen berieten die Provinziale, wie man mit dieser Situation umgehen sollte, vor allem auch mit den vielen Schließungen. Wir einigten uns auf eine Vorgangsweise, der wir den Namen „konstruktiver Rückzug“ gaben. Für mich war dies eine wichtige Orientierung, denn um Schließungen der verschiedensten Art ging es die gesamte Zeit meiner Erfahrungen als Provinzial.

Dies alles ist nur ein Ausschnitt von den vielfältigen Tätigkeiten eines Provinzials in der heutigen Zeit.

Die heutige Situation ist schon wieder eine ziemlich andere. Aus den vier deutschsprachigen Provinzen sind durch Fusion der beiden deutschen Provinzen die eine deutsche Provinz GER und der schweizer und österreichischen Provinz die europäische Zentralprovinz ECP geworden. Vor allem die Internationalisierung hat in unseren Provinzen stark zugenommen. Große und neue Herausforderungen stehen vor dem neuen Triennium.

Es war für mich in der Tat eine spannende und manchmal eine dramatische Zeit.

Hermann Puhl

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