Ein Bergfex wird 90

AT

26. Feb 2024

Der Steyler Missionar P. Konrad Walser SVD blickt auf ein reiches Leben als Lehrer, Schuldirektor, Seelsorger und begeisterter Alpinist zurück.

Ein Bergfex wird 90

Früher waren der Montblanc, der Ortler und der Großglockner die Welt des leidenschaftlichen Bergsteigers, heute gibt sich P. Konrad Walser SVD mit den Hügeln des Wienerwalds zufrieden. „Auf die hohen Berge komme ich nicht mehr, aber die Wanderung auf den Anninger ist auch schön!“, sagt der Steyler Missionar, der am 27. Februar seinen 90. Geburtstag im Kreise seiner Mitbrüder im Missionshaus St. Gabriel feiert. Diese Einstellung ist bezeichnend für Konrad Walser: Nicht jammern und wehklagen, was nicht (mehr) möglich ist, sondern sich darüber freuen, was (immer noch) geht!
Dass das Leben nicht immer ein Wunschkonzert ist, bekam er schon als junger Ordensmann zu spüren. Statt Pater Walser, wie zunächst versprochen, nach der Priesterweihe als Missionar nach Timor (Indonesien) zu senden, brauchte ihn die Ordensleitung in Österreich. Für das Gymnasium St. Rupert in Bischofshofen wurden dringend Lehrer gesucht, Konrad Walser daher zum Lehramtsstudium nach Innsbruck geschickt. Diese Änderung im Lebensplan zu akzeptieren, fiel dem Ordensmann zunächst sehr schwer. „Das ging an den Nerv des Gehorsamsgelübdes“, erinnert er sich.
Immerhin, die Fächer – Deutsch und Geschichte – durfte Konrad selbst auswählen und damit begann eine lange, erfolgreiche Laufbahn als engagierter und beliebter Lehrer und später umsichtiger Schuldirektor, der Generationen von Schülerinnen und Schülern durchs Gymnasium und zur Matura führte und ihnen nicht nur viel Wissen, sondern auch Herzensbildung und religiöse Erziehung mitgab.

Die „Stadt Gottes“ wies den Weg nach St. Rupert

Konrad Walser wurde 1934 als eines von elf Kindern – sechs Buben und fünf Mädchen – in der Vorarlberger Gemeinde Göfis geboren. Der Vater war Eisenbahner und Kleinbauer, die Mutter versorgte die Kinderschar. Nach dem Ende der damals achtjährigen Volksschulzeit spielte der 14-Jährige mit dem Gedanken Bäcker zu werden. Ein Klassenkollege machte ihn auf das Buch „Priester der Verbannten“ über den Missionar Damian de Veuster, den „Apostel der Leprakranken“, aufmerksam. Missionar – das wäre doch was! Gesagt, getan. Die beiden Burschen wandten sich an den Kaplan, und der wies ihnen mit einem Inserat auf der Rückseite der Zeitschrift „Stadt Gottes“ den Weg zu den Steyler Missionaren und ins Missionsgymnasium St. Rupert. „Obwohl das Geld knapp war, war mein Vater bereit, die Kosten für Schulgeld und Internat zu übernehmen“, ist Konrad Walser dankbar. Nach einer „kleinen Weltreise“ von Vorarlberg in den Pongau kamen die beiden Freunde im September 1948 in St. Rupert an. Das Haus am Kreuzberg sollte für Konrad Walser viele Jahrzehnte lang Heimat und Arbeitsstätte bleiben.
„Damals war mit dem Schulbesuch in St. Rupert der Weg zum Eintritt in die ‚Gesellschaft des Göttlichen Wortes‘ vorgezeichnet“, betont Pater Walser. Für ihn war es daher ganz selbstverständlich, nach der Matura in St. Gabriel ins Noviziat einzutreten. Nach dem Philosophiestudium ging es weiter zum Theologiestudium nach St. Augustin bei Bonn. 1962 empfingen Konrad Walser und vier Jahrgangskollegen aus Österreich in der Kirche von St. Rupert die Priesterweihe. „Das war eine einmalige Ausnahme!“

Beim Gabrieltag 2022 feierte P. Konrad Walser sein 60jähriges Priesterjubiläum.
Beim Gabrieltag 2022 feierte P. Konrad Walser sein 60jähriges Priesterjubiläum.

„Mit dem richtigen Schmäh“

Nach Abschluss des Lehramtsstudiums mit dem Magistertitel kehrte Pater Konrad Walser 1969 als Professor an seine ehemalige Schule zurück. „Bald war ich mitten im harten Schulalltag drinnen“, denkt er an seine Anfänge als Lehrer zurück. Doch bald gelang es ihm, mit dem „richtigen Dreh und Schmäh“ den Zugang zu den Herzen der Schüler zu finden.
Neben Vorbereitung, Unterricht und dem Erstellen der Sonntagspredigt blieb nicht viel freie Zeit. Die verbrachte der Ordensmann am liebsten in der Natur beim Bergsteigen und Schifahren. In den Ferien bot sich dann und wann die Gelegenheit für Reisen, die ihn u.a. zu archäologischen Stätten nach Griechenland und Sizilien führten.
Musik und Theater bildeten in St. Rupert einen Fixpunkt im Lehrplan. „Die Blasmusikkapelle wurde sehr geschätzt, wir haben sogar in Israel und Vilnius Konzerte gegeben.“ Zu den Aufgaben Pater Walsers gehörte 20 Jahre lang auch die Leitung des Schultheaters - samt Stückauswahl, Besetzung der Rollen, unzähliger Proben u.v.m. „Eine zeitraubende Tätigkeit!“ Stücke von Nestroy, Molière, Goldoni, Hochwälder und anderen Autoren wurden zur Aufführung gebracht.

Das Missionshaus St. Rupert in Bischofshofen: Im Missions-Privatgymnasium ging Pater Walser zur Schule, hier wirkte er später als Lehrer und Direktor.
Das Missionshaus St. Rupert in Bischofshofen: Im Missions-Privatgymnasium ging Pater Walser zur Schule, hier wirkte er später als Lehrer und Direktor.

Große Herausforderungen

Als Konrad Walser 1979 das Amt des Direktors im Gymnasium St. Rupert übernahm, warteten große Herausforderungen auf ihn. Die Zahl der Schüler nahm kontinuierlich ab bis auf nur mehr 160 ab, die Zeiten hatten sich geändert und das Internat war nicht mehr gefragt, im Lehrkörper waren nahezu keine Steyler Missionare mehr. Erst die Schließung des Internats 1988 und die Öffnung für Mädchen brachten die Trendumkehr, bald stiegen die Zahlen wieder auf 400 Schüler:innen an, die zunehmend aus Bischofshofen und Umgebung kamen. Noch heute erhält er Briefe von ehemaligen Schülern, die ihm schreiben, dass sie mit großer Freude und Dankbarkeit an ihre Schulzeit in St. Rupert denken. „Da wird mir jedes Mal das Herz warm“, bekennt er.

Im Missionshaus St. Gabriel fühlt sich P. Konrad Walser gut aufgehoben.
Im Missionshaus St. Gabriel fühlt sich P. Konrad Walser gut aufgehoben.

60 Mal auf die Bischofsmütze

1999 ging Pater Walser als Schuldirektor in Pension. Jetzt blieb mehr Zeit für seine Aufgabe als Rektor des Missionshauses. Besonders gern erinnert er sich an die zwei Jahre, die er seinen Mitbruder Klaus Laireiter als Pfarrer von Eben im Pongau vertrat. „Der gute Kontakt mit der Gemeinde besteht bis heute.“
Mehr Zeit hatte er nun auch für seine Lieblingssportarten Bergsteigen und Schifahren. In den Schweizer Bergen und französischen Alpen war er genauso unterwegs wie in Deutschland, Südtirol und natürlich in den österreichischen Bergen. Die Liste der bestiegenen Berggipfel ist lang: 34 Mal erklomm Konrad Walser einen Viertausender, 84 Mal einen Dreitausender. Viele von ihnen hat der Gipfelstürmer mehrmals bezwungen. Allein die Bischofsmütze konnte der Sportler 60 Mal besteigen! Die „Krönung“ seines Bergsteigerlebens war zweifellos die Ersteigung des 5895 Meter hohen Kilimandscharo in Tansania, ein Geschenk zum 60. Geburtstag.
Mit 82 Jahren erhielt er einen Motoroller, der ihm die Anfahrt über Almstraßen zu seinen Wanderzielen erleichterte. Den Roller nahm er auch mit, als es 2018 für ihn hieß, von St. Rupert Abschied zu nehmen. Nach der Übergabe des Missions-Privatgymnasiums an die Vereinigung der Ordensschulen Österreich schlossen die Steyler Missionare ihre Niederlassung am Kreuzberg. Pater Walser übersiedelte ins Missionshaus St. Gabriel, wo er sich jetzt im Alter „sehr gut umsorgt und wohl fühlt“. Von der Ferne winkt der Anninger – nur 675 Meter hoch, aber ein Gipfel, immerhin.

Text: Ursula Mauritz
Fotos: Franz Helm SVD

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen