33. Sonntag im Jahreskreis (C)

Predigtimpuls

„Stehe zu deinen Überzeugungen“

1. Lesung: Mal 3,19-20b
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: 2Thess 3,7-12
Evangelium: Lk 21,5-19

Kriege, Völker, die sich gegeneinander auflehnen, Erdbeben, Seuchen und Hungersnöte - was sind das für schreckliche Ankündigungen! Und, was sollen wir sagen, sie haben sich vielfach erfüllt. So viele Kriege, so viel Spaltung und Unfrieden, so viel Hunger und Krankheit in unserer Welt. 

Jesus sagt: „Lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort.“ Wie sollen wir uns durch so viel Unheil nicht herunterziehen lassen? Auf jeden Fall dürfen wir auch nicht so tun, als ob uns das alles nichts anginge. Wenn Jesus sagt, dass das geschehen muss, dann meint er damit, dass Gott einen Plan hat, einen Heilsplan. Zu dem gehören offensichtlich Lernschritte dazu, die nur durch Leiderfahrungen gemacht werden können. Aber der Schrecken wird nicht das letzte Wort haben. Uns Christen gibt Jesus den Auftrag, einen klaren Kopf zu bewahren und im Glauben daran festzuhalten, dass Gott alles zum Guten führen wird - selbst wenn die Realität gerade gar nicht danach aussieht. 

Das ist die Haltung Jesu am Kreuz. Um ihn herum gab es Gewalt, Verrat, Intrige und Machtspiel. Nachdem er sich beim Abendmahl mit seiner Liebe und seinem Leben an die Jünger verschenkt hatte, wurde er auf die Balken des Kreuzes genagelt und konnte selbst nichts mehr tun. Dennoch hat er daran geglaubt, dass der Vater die verschenkte Liebe durch alle Schrecknisse hindurch neu aufblühen lassen wird. Und so ist es gekommen: keine Macht der Welt hat die Liebe Jesu auszulöschen vermocht. Sie lebt bis heute und ist in unseren Herzen lebendig. Sie treibt schon so viele Generationen von Menschen und auch uns an, mit immer neuer Hoffnung in diese Welt zu gehen. 

Wir dürfen der Versuchung nicht unterliegen, an der Welt und an Gott zu verzweifeln. Und wenn alles in Unordnung und Aufruhr gerät, dann sollen wir in unserem Herzen den festen Glauben und die Hoffnung hoch und heilig halten. So wie wenn jemand eine Flamme schützend durch den Sturm trägt. Mehr noch, wir sollen die Schwierigkeiten als positive Möglichkeiten erkennen und von unserem Glauben Zeugnis geben. Ja, Jesus verlangt sehr viel von uns. Aber das ist es, worauf es ankommt. Und um dazu fähig zu werden, brauchen wir eine dreifache Vorbereitung:

  1. Wenn wir bei so viel Katastrophen in der Welt nicht verzweifeln wollen, dann brauchen wir eine ganz intensive und eine wirklich tragende Beziehung, die uns von anderswoher Hoffnung schöpfen lässt. Eine Beziehung zu Gott - in Freundschaft mit Jesus Christus. Nur er kann einen Sinn geben, der allem menschlichen Chaos trotzt. Wir brauchen einen sicheren Grund, den wir in persönlichen Krisen schon als tragfähig erlebt haben müssen, damit wir uns darauf verlassen können.
  2. Wer den Rat Jesu befolgen will, nämlich ohne Vorbereitung in eine Vernehmung zu gehen, was braucht der für ein großes Vertrauen! Ist doch klar, dass da jeder Angst hat und dass man sich möglichst kluge Formulierungen zurecht legen will, um sich gut zu verteidigen, dass man sich mit einem Anwalt berät, welche Argumentationslinie am aussichtsreichsten ist in Anbetracht der Anklage. Auf solche Vorüberlegungen zu verzichten, wer empfindet das nicht als waghalsig, leichtsinnig! Aber genau darum geht es: nicht der eigenen Angst folgen, sondern durch unser Vertrauen dem Geist Jesu den Weg bereiten, so dass er selbst durch uns agieren kann. Das jedoch kann man nicht einfach so. Das muss man einüben, trainieren. Das muss man in vielen kleinen Erfahrungen schon erlebt haben, damit man sich im Krisenfall nicht ins Hemd macht. Wie steht es mit Ihrem Vertrauen, dass Jesus durch Sie spricht, durch Sie handelt?
    Ich habe das jahrelang geübt, vor allem in den Glaubensseminaren, die ich gegeben habe. Mit immer weniger Vorbereitung ging ich hinein und spürte wie Jesus auf der Klaviatur dessen, was in mir an Überzeugungen lebendig war, genau die Melodie spielte, die für die Teilnehmenden die richtige war. Die Einübung dieses Vertrauens hat mich immer wieder Nerven und manche Schweißperle gekostet, weil ich meiner Angst, zu versagen, begegnen und sie in die Schranken weisen musste. Der Glaube muss in uns lebendig werden durch unsere eigenen Erfahrungen, in denen wir Jesus, seiner Gnade, seiner Liebe, seiner Wahrheit begegnet sind. Dann können wir auch in der kritischen Situation loslassen und Jesus selbst sprechen lassen durch uns und unser Leben.
  3. Schwierige Zeiten durchzuhalten, um das wahre Leben zu gewinnen, das schaffe ich nicht allein. Da brauche ich die Unterstützung und das Miteinander von Schwestern und Brüdern. Es kommt also darauf an, eine solche Gruppe im Glauben zu finden, in der ich regelmäßig Nahrung für meine Seele finde. Und wenn ich eine solche nicht finde, sollte es möglich sein, eine solche zu gründen. Denn sicher gibt es viele Menschen, die genauso suchend sind wie ich, die vielleicht nur darauf warten, dass sie jemand anspricht oder die sich vielleicht mit der Zeit entschließen können mitzumachen. Es scheint in unserer Gesellschaft manchmal einfacher zu sein, über alles Mögliche zu sprechen, auch über Intimitäten, nur nicht über den Glauben. Das ist schade, denn ohne Spiritualität trocknet diese Welt aus, ohne Glauben an einen Gott, der dem Leben Sinn gibt, bleiben nur noch Leistungsdruck, Konsummentalität und Spaßindustrie.
    Es ist Zeit, dass wir für uns selbst entdecken, welch großer Schatz uns im Angebot der Freundschaft mit Jesus Christus gegeben ist. Vielleicht bedeutet das für uns, dass wir uns durch viele Zwiebelschalen von Tradition und Verstaubtheit unserer Religion hindurcharbeiten müssen, bis wir zu einem lebendigen Funken kommen, der unser Leben wirklich mit neuer Begeisterung entzünden kann. Aber genau darauf kommt es an. So sind die tragischen Ereignisse, die unsere Welt gerade durchlebt, auch ein Weckruf an uns selbst. Sie fragen: Was ist dir wirklich wichtig und heilig? Woraus schöpfst du Hoffnung und Lebensmut? Wie steht es mit deiner Bereitschaft, dich für eine liebevollere und gerechtere Welt einzusetzen? Stehst du auf, wenn es auf dein Licht ankommt?

Ich möchte abschließend Vers 19, mit dem das Evangelium heute endet, so umschreiben: Finde also deinen eigenen gesunden Stand und stehe zu deinen Überzeugungen, dann wirst du das Leben gewinnen.

P. Thomas Heck SVD

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