Schon 1875 berichtete Arnold Janssen in seiner Zeitschrift, dem „Kleinen Herz-Jesu-Boten“, von seinem Plan für ein „deutsch-österreichisches Missionspriesterseminar“. Um seinen Plan zu verwirklichen, die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ (SVD) auch in Österreich zu etablieren, legte Janssen die preußische Staatsbürgerschaft nieder und wurde 1886 Österreicher.
Am 26. April 1889 erfolgte die Grundsteinlegung für das Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf bei Wien. Mit der Gründung St. Gabriels wollte Arnold Janssen ein Zentrum der Ausbildung von Missionaren und der missionarischen Bewusstseinsbildung für den gesamten deutschen Sprachraum und den Vielvölkerstaat der Donaumonarchie schaffen. Österreich zählt damit zu den Ursprungsländern der SVD und hatte bis zum Zweiten Weltkrieg maßgeblichen Anteil an der weltweiten Entwicklung der Ordensgemeinschaft. 1927 wurde Österreich eine eigene Provinz.
Bekannt wurden die Steyler Missionare weit über St. Gabriel hinaus für ihre Volksmissionen und Exerzitien, ihre Missionsdruckerei und das Zeitschriftenapostolat mit der Stadt Gottes, dem Jesusknaben (später: Weite Welt) und dem Michaelskalender. Später kam auch ein Buchverlag mit Schwerpunkt Theologie und Kinderbuch hinzu. Im Bereich der Anthropologie und der Ethnologie errangen in Österreich wirkende Steyler Missionare wie Pater Wilhelm Schmidt mit der Zeitschrift Anthropos, Pater Martin Gusinde, Pater Paul Schebesta und Pater Wilhelm Koppers weltweite Anerkennung.
1904 gründete Arnold Janssen in Bischofshofen im Bundesland Salzburg als zweite Niederlassung in Österreich das Missionshaus St. Rupert. Die Schule und das Internat sollten junge Männer für den Priester- und Ordensberuf begeistern. 2018 wurde das Missionsprivatgymnasium St. Rupert in die Trägerschaft der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs übergeben. Die Steyler Missionare haben keine Niederlassung mehr im Missionshaus St. Rupert, wirken aber weiterhin als Seelsorger in der Pfarre Bischofshofen und in der Jugendpastoral im Jugendzentrum steyle Welt.
Ein weiteres Haus gründeten die Steyler Missionare 1931 mit St. Severin in Fürstenfeld in der Steiermark. Diese Niederlassung war zunächst ein Spätberufenenseminar, dann ein Unterstufengymnasium und bis zur Schließung im Jahr 1986 Internat.
Von Beginn ihres Wirkens in Österreich an waren die Steyler Missionare in der Pfarr- und der kategorialen Seelsorge tätig. Schon 1906 wurde in einem neuen Stadtteil von Mödling (Niederösterreich) mit der Seelsorge begonnen. Daraus entwickelte sich die Herz-Jesu-Pfarre, in der bis heute Steyler Patres tätig sind. Auch in anderen Pfarren im Umkreis von St. Gabriel arbeiten Steyler Missionare.
In der Alxingergasse in Wien-Favoriten eröffneten die Steyler Missionsschwestern 1914 eine Niederlassung, die von Steyler Patres seelsorglich betreut wurde. Daraus entstand 1942 die Dreifaltigkeitspfarre. 2015 wurde sie mit der Pfarre St. Johann am Keplerplatz und der Pfarre Zur Heiligen Familie zur neuen Pfarre Zum Göttlichen Wort zusammengeschlossen, die derzeit von den Steyler Missionaren geleitet wird.
In Wels (Oberösterreich) begann die Pfarrpastoral im Jahr 1922, woraus die dortige Herz-Jesu-Pfarre entstand. Auch heute gibt es eine SVD-Gemeinschaft im Pfarrhaus in Wels. In Vorarlberg sind die Steyler Missionare seit 1971 in Dornbirn tätig und arbeiten heute im Seelsorgeraum „Kirche in Dornbirn“ und im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast mit. Auch in Innsbruck und in der Steiermark haben die Steyler Missionare viele Jahre in der Seelsorge gearbeitet.
Seit 1979 ist die Gesellschaft des Göttlichen Wortes in Kroatien vertreten. Die Niederlassungen dort gehörten ebenfalls zur österreichischen Provinz.
Am 1. Mai 2016 haben sich die Österreichische und die Schweizer Provinz zur Mitteleuropäischen Provinz zusammengeschlossen. Die neue Provinz umfasst die Länder Österreich, Schweiz, Kroatien (Zadar) und Frankreich (Paris). Zu den klassischen Aufgaben europäischer Provinzen (missionarische Bewusstseinsbildung, Unterstützung der weltweiten Aufgaben der Kirche und der SVD, Jugend- und Berufungspastoral, Ausbildung junger Menschen für den Missionsdienst) kam in den letzten Jahrzehnten die Herausforderung hinzu, in Europa selbst missionarisch tätig zu sein. Neue Tätigkeitsfelder sind die Arbeit mit Migranten- und Flüchtlingen, die Großstadtseelsorge, Bibelarbeit, der Einsatz für Arme und religiös Suchende sowie das Engagement im Bereich Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
Gerufen von der Liebe Christi, fühlen wir uns gedrängt, als Missionare des Göttlichen Wortes in den vielfältigen Wunden unserer Zeit etwas vom mitfühlenden Erbarmen Gottes in dieser Welt erlebbar zu machen.
1. Inspiriert vom Leben spendenden Wort Gottes, bemühen wir uns, unsere Leidenschaft für die Mission Gottes immer wieder zu erneuern.
Wir wollen dabei in einem ständigen Aufbruch leben, um den Menschen dort zu begegnen, wo sie sind, besonders denen, die benachteiligt oder marginalisiert werden.
2. Durch den Schmerz von Mutter Erde und das Leiden unserer Mitgeschöpfe, besonders unserer Geschwister am Rande der Gesellschaft, werden wir wachgerüttelt.
Darin sehen wir die stete Herausforderung, zur eigenen Umkehr aufzubrechen.
So werden prophetischer Widerstand, ökologische Umkehr und nachhaltiges Leben für uns zu grundlegenden Prinzipien.
3. In all den Krisen unserer Zeit wissen wir um unseren eigenen, dunklen Anteil als Menschen, Kirche und Gesellschaft. Doch im Vertrauen auf das Erbarmen Gottes bemühen wir uns täglich neu, echte Lebenshingabe in unseren interkulturellen Gemeinschaften zu leben. So geben wir Zeugnis von Vergebung und Versöhnung und gegenseitiger Wertschätzung, trotz alles Unterschiedlichkeit.
4. Die sich rasant verändernde Welt, die neuen Technologien, aber auch die schwindende Bedeutung von Kirche und Ordensleben verlangen von uns, dass wir als lebenslang Lernende eine Haltung von Unterscheidung der Geister und des unerschütterlichen Vertrauens pflegen. Auf unserem geistlichen Weg wissen wir uns verantwortlich für die eigene ganzheitliche Reifung sowie dafür, kreativ neue Wege und Worte für eine begeisternde Verkündigung zu finden.
5. Im Sinn einer synodalen Kirche streben wir danach, die Zusammenarbeit, Vernetzung und Verbundenheit insbesondere mit den Steyler Missionsschwestern und unseren Steyler Freundeskreisen (Lay Partners), Mitarbeitenden, sowie mit Ortskirchen und NGOs intensiver zu leben.
Im Aufeinander Hören – und im Hören auf den Heiligen Geist - überprüfen wir unsere Strukturen auf allen Ebenen und passen sie neuen Gegebenheiten an.
In Wertschätzung für unser Erbe wagen wir auch das Loslassen, wo es sich als Notwendigkeit zeigt, damit Neues entstehen kann.
Beschlossen vom Provinzkapitel im Jänner 2024
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