Wir wollen Jugendliche und junge Erwachsene in ihrem Suchen nach Sinn und Orientierung begleiten und unterstützen sowie die missionarischen Erfahrungen aus unseren Herkunfts- und Einsatzländern weitergeben. Dazu bieten wir Veranstaltungen im Geist unserer Ordensspiritualität an und kooperieren mit anderen Ordensgemeinschaften und diözesanen Einrichtungen.
In der Berufungspastoral arbeiten Steyler Missionare und Steyler Missionsschwestern aus Deutschland, Österreich, Rumänien, Italien (Südtirol), der Schweiz und Frankreich zusammen.
Berufung ist mein Weg zu meiner Mitte. Berufung ist eine ständige Suche nach der Liebe Gottes. Sie ist eine Begegnung mit Gott. Diese Begegnung weckt Sehnsucht nach lebendigem Leben. In der biblischen Sicht ist die Begegnung mit Gott die Geburtsstunde der Berufung. Wir reden vom Gott, der uns geformt, geschaffen hat. Er hat uns berufen zum Leben. Damit ist Berufung eine Einladung zum Leben, Leben in Fülle. Diese Berufung zum Leben ist dynamisch und eine ständiger Prozess.
Gott sagt: „Ich habe dich beim Namen gerufen. Du gehörst mir“ (Jes 43,1). Als Christen dürfen wir diesen Ruf Gottes zunächst einmal bei unserer Taufe erleben. Dort werden wir alle im Namen Jesu Christi in die größere Gemeinschaft aufgenommen. So erleben wir die Berufung, Volk Gottes zu sein.
Als Berufene machen wir auf menschliche Weise Gottes Liebe und Freude erfahrbar. Dies tun wir, in dem wir eine Antwort auf den Ruf Gottes geben. Die Qualität unserer Antwort auf den Ruf Gottes wächst mit der Treue zum berufenen Leben. Madeleine Delbrel sagt: „Nicht unsere Berufung macht die Heiligkeit aus, sondern die Treue, mit der wir ihr folgen.“ Und jeder von uns gibt seine Antwort auf seine Art und Weise.
Ich persönlich gebe meine Antwort auf den Ruf Gottes, in dem ich ein Steyler Missionar geworden bin. Das ist mir eine große Freude, dass ich meine Berufung zu einem missionarischen Leben entdecken durfte. Ich darf so die Freude und die Botschaft Gottes verkünden. Gott erwartet von mir nicht mehr, als was ich kann und bin.
Heilige sind nicht deswegen Zeichen und Modelle für die Nachfolge, weil sie Großes getan haben – nicht weil sie viele Missionarinnen und Missionare für die Verkündigung der frohen Botschaft in die ganze Welt geschickt haben, wie Pater Arnold Janssen, nicht weil sie sich für Menschen bis zum eigenen Tod eingesetzt haben wie Pater Josef Freinademetz, und nicht weil sie den negativen, lebensverneinenden Mächten widerstanden haben, so wie unsere seligen Steyler Märtyrer - sondern weil sie in ihrer Zeit und den sie einfordernden Situationen wie Jesus Christus ganz Mensch wurden und ihren je eigenen Weg der Liebe gefunden haben, der sie zu Gott geführt hat, sie selbst werden ließ und in ihrer eigenen Mitte die Wirklichkeit Gottes selbst aufscheinen ließ.
Weil die Heiligen mit ihrem unerschütterlichen Gottvertrauen Gott in der Tiefe des eigenen Selbst erfahren konnten, erkannten sie ihn in ihren Mitbrüdern bzw. im anderen Menschen. Das war ihre Berufung zum Leben, zum Leben in Fülle. Das bedeutet für mich, dass ich mit meinen Mitmenschen menschlich umgehe, dass ich gemeinschafts- und dialogfähig bin, dass ich ständig den Willen Gottes suche und dass ich in meinem missionarischen Leben und Wirken die Freude meiner Berufung ausstrahle.
P. Xavier Alangaram SVD
Ein Fischer stellte die Frage: „Warum suchte Jesus denn eigentlich einen Fischer wie Petrus aus, um ihm die Verantwortung in der Kirche anzuvertrauen?“ Ein anderer Fischer antwortete: “Wer sich zu Land bewegt, baut Strassen und asphaltiert sie. Dann wird er immer wieder diesen Weg benutzen. Ein Fischer aber sucht die Fische dort, wo sie sind. Deshalb sucht er jeden Tag einen neuen Weg. Ihm kommt es darauf an, die Fische ausfindig zu machen. Es kann ja sein, dass der Weg von gestern nicht zu den Fischen von heute führt.“
Berufung ist nicht einfach ein Ereignis, das einmalig im Leben geschieht, sondern Berufung ist ein Weg. Diesen geht jeder auf seine Weise. Es gilt für uns, immer wieder innezuhalten und für sich neu den Weg an die Quelle zu suchen, damit das innere Feuer im Eifer des Alltags auch genährt wird und sich nicht verausgabt.
Ich besuchte einen guten Freund, der krank war. Ich fragte ihn: Was ist dein grösster Wunsch? Er sagte: Ich möchte wieder leben!
Seine Sehnsucht ist der Ausdruck für das, was Gott jedem Menschen wünscht: Er will, dass unser Leben gelingt, dass wir ein erfülltes Leben haben (vgl. Joh 10,10). Gott ist ein Freund des Lebens. Niemand kann sich das Leben selbst geben. Wir sind ins Leben gerufen. Es geht also zuerst um diese einzigartige und persönliche Beziehung des Menschen zu Gott. Wen Gott ruft, dem gibt er auch einen Auftrag. Er schickt ihn zu Menschen. Manche, die Gott gerufen hat, sind vor ihrem Auftrag erschrocken und haben es sich nicht zugetraut, ihn anzunehmen. Jeremia sagte: „Ach, mein Gott, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung.“ Aber er bekam zur Antwort: „Geh nur, wohin ich dich sende“ (Jer 1,6-7). Wem Gott einen Auftrag gibt, dem steht er auch bei.
Mission ist der Ausdruck dafür, warum ein Mensch heute und morgen dringend gebraucht wird. Die Variante Jesu heisst, Karriere nach unten zu machen. Er sucht die Art und Weise eines Gottes, der zu uns Menschen in Jesus heruntergestiegen ist und der dennoch keinen Stein aus seiner Krone verloren hat. Dieser Gott hat sich mit den Menschen so angelegt, dass er am Kreuz den Tod gestorben ist. Es fällt meist schwer, Abschied zu nehmen von der Karriere nach oben und das Leben aus der Sicht Jesu zu beginnen. Wir müssen unsere Augen, unsere Sinne, unsere Herzen aufmachen, damit wir entdecken, erspüren, erfahren, wo Menschen sind, die getreten und ausgebeutet werden in unserer Welt. Das heisst, wir müssen wieder begreifen, dass ein einfacher Lebensstil, dass geschwisterliche Beziehungen, Solidarität und Ehrfurcht die Voraussetzungen sind, damit die Menschheit überhaupt überleben kann.
Fragen wir uns: Wollen wir wirklich für den anderen nützlich sein, oder wollen wir vom anderen etwas haben, ohne dafür etwas zu geben? Dem Fischer kommt es darauf an, die Fische ausfindig zu machen. Wenn wir wissen, warum wir heute und morgen dringend gebraucht werden, so macht uns dies stark, es macht lebendig. Den Sinn unseres eigenen Handelns zu sehen, bringt Freude, Begeisterung und Aufbruch.
P. Hans Weibel SVD
Was heißt das "Berufen sein zum Ordensleben"? Sondert Gott da Menschen aus, für einen bestimmten Dienst? Zunächst einmal müssen wir festhalten, dass alle Menschen berufen sind. Alle Menschen sind von Gott berufen, sie sind von Gott ins Leben gerufen, zum Leben berufen. Jedes Leben hat seinen Ursprung in Gott und ist somit zum Leben ge- oder berufen.
Seit Jesus Christus gibt es Menschen, die zum Christsein berufen sind. Das sind jene Menschen, die seine Botschaft vernommen und aufgenommen haben und ihr Leben danach ausrichten. Sie schließen sich in christlichen Gemeinden rund um den Globus zusammen als die eine Kirche, oder den Leib Christi, mit seinen vielen Gliedern. Innerhalb dieses Körpers des Christentums gibt es wiederum verschiedene Berufungen. Gott ruft die einen zum Leben in der Ehe. Das ist wohl die Mehrheit der Christen, andere wiederum ruft er zum ehelosen Leben, die Singles. Und einen Teil wiederum ruft er zum Leben in seiner engen Nachfolge, zum Leben als Mönch, als Priester, als Schwester oder Bruder, in den verschiedensten Gemeinschaften, die sich über die Jahrhunderte bildeten. Jedes Leben also ist berufen und von Gott dazu gesegnet. Jedes Leben steht gleich vor Gott da als einzig und unersetzlich. Egal wie und wo.
Wie sieht nun so eine Berufung, ganz konkret in unserem Falle, als Ordensbruder oder Priester aus? Im Prozess einer Berufung geht die Initiative von Gott aus. Durch seine Gnade lädt er Menschen ein, seine Liebe anzunehmen und mit ihrem ganzen Leben darauf zu antworten.
In diesem weiteren Sinne ist jeder Mensch gerufen, Gott mit seinem ganzen Leben zu antworten. Die Berufung zum Ordensleben ist dabei eine spezielle Form der Nachfolge Christi auf dem Weg der Evangelischen Räte. Gott spricht Menschen an, ganz für ihn dazu sein, in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Die Antwort auf einen solchen Ruf setzt voraus, dass die Freiheit, das höchste Gut des Menschen, nie verletzt sondern immer geachtet und geschätzt wird. Gott möchte, dass der Mensch in Freiheit und Würde antwortet. Nun gibt es auch innerhalb dieser Berufung zum Ordensleben wieder Unterschiede. Und zwar werden hier die Menschen zu den verschiedensten Gemeinschaften gerufen. Da gibt es Mönche, Missionare, Schulbrüder, Jesuiten, Franziskaner, Salesianer, Benediktiner, Steyler und so weiter. Jede dieser Lebensformen unterscheidet sich von der anderen in der Ausrichtung ihrer Spiritualität, ihrer Ziele und ihre Inhalte. Die Betonung liegt bei jeder Gemeinschaft anders. Die Steyler Missionare zum Beispiel sind eindeutig ein missionarischer Orden, ein aktiver Missionsorden.
Unsere Spiritualität gründet in der Dreifaltigkeit (Spiritualität ist eine Lebensform). Dass alle Menschen eins in Gott werden. Wie der Vater den Sohn sandte, so sendet der Sohn uns. Es ist nicht einfach, da Alles in Worte zu fassen. Aber es lässt sich festhalten: Zu allen Zeiten ruft Jesus Menschen in seine engere Nachfolge. Menschen sind fasziniert von Jesus, fühlen sich zutiefst angesprochen, möchten alles für Jesus aufgeben, ihm nachgehen, koste es was es wolle.
Sie sind fasziniert von Jesus, seinem Leben, seiner Botschaft, seiner grenzenlosen Liebe. Sie möchten mehr davon erfahren, möchten sich ganz auf Ihn einlassen. Und sie möchten das, was Jesus ihnen gibt, weitersagen. Jesus ist ihr Vorbild, ihr Ursprung und Ziel zugleich. Man kann auch sagen, dass sie sich in Jesus verliebt haben.
Die Voraussetzung zum Ordensleben ist diese Liebe zu Jesus, zu Gott. Darauf baut das ganze Ordensleben auf. Die Arbeit, die Dienste, die sie tun, schöpft ihre Kraft in der Liebe zu Jesus, in der Gottesbegegnung. Ihre innere Freude und Begeisterung hat da ihren Ursprung. Deshalb müssen auch die aktiven Orden ein gutes Gebetsleben führen.
Da ist zum Beispiel Franz von Assisi, Mutter Teresa, unvergessen, unvergleichlich, Elisabeth von Thüringen, Arnold Janssen, Josef Freinademetz. Menschen, die diese Liebe so ausdrücklich lebten, dass die Gemeinschaft der Christen sie zu Vorbildern machte, zu Heiligen. Deshalb kennen wir sie alle. Die unzähligen anderen gibt es aber auch, die, die man nicht kennt, überall auf der Welt verrichten sie ihre Dienste, ihre Gebete, bringen die Liebe Gottes zu den Menschen, Ordensleute, Väter und Mütter, Großeltern. Manche predigen in der Öffentlichkeit. Andere wirken im Verborgenen. Die Lebensstile sind verschieden, der Inhalt, die Liebe, ist aber gleich. Straßenkinder, Obdachlose, Drogenabhängige, Aidskranke, die Armen, die ohne Land, die an den Rand gedrängten: das sind die Gesichter, wo sich Jesus gerne aufhält, die Gesichter durch deren Augen er uns anschauen will. Die Evangelien sind voll davon. "Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan."(Mt 25) Jesus hat uns einen Weg gezeigt: einer helfe dem andern, seid barmherzig, liebt einander, einer trage des andern Last. Denken wir an die Bergpredigt. Wie Jesus wollen und sollen sie Licht in die manchmal so dunkle Welt bringen. Das Licht, das Jesus selbst ist. Jesus selbst geht mit denen, die er ruft. Er sagt: "Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt". Jesus sucht Menschen, die seine Botschaft leben und verkünden. Und er hat sie und wird weiter welche finden.
Das Bild des Ordenslebens wandelt sich mit der Zeit, denn jede Zeit hat ihre eigenen Sorgen und Nöte. Ich denke, in der Zeit der Vereinsamung von Menschen hat Gemeinschaft zum Beispiel eine ganz neue Bedeutung bekommen. Das Leben in Gemeinschaft als solche. Wo Materialismus die einen lebensmüde werden lässt, spricht ein einfacher Lebensstil für sich. Mission in Europa sieht dabei anders aus als Mission in Asien oder sonst wo. Asiatische Missionare bringen heute die Frohe Botschaft nach Europa. Grundsätzlich geht es überall darum, das Leben lebenswert zu gestalten. Und zwar aus den Impulsen heraus, die Jesus für unser Leben gab: Liebe, Reich Gottes, Gott unter den Menschen...
Br. Roland Scheid SVD
Missionare/in auf Zeit (MaZ Deutschland)
Veranstaltungen Missionare/ Missionarinnen auf Zeit
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