Missionsgebetsmeinung - Januar 2009

01. Jan 2009

Wir beten für die christlichen Konfessionen in der heutigen Zeit des Wandels, dass sie zu einem glaubwürdigen Zeugnis des Evangeliums werden und gemeinsam im Dienste der Neuevangelisierung den Weg zur Einheit aller Christen gehen.

Über alle Grenzen hinweg 

Es ist kein Zufall, dass die moderne ökumenische Bewegung mit dem internationalen Missionskongress in Edinburgh im Jahre 1910 begonnen hat. Die Missionare, sie, die an vorderster Front die Botschaft von Jesus Christus und seinem Erlösungswerk verkünden, spüren es am schnellsten und unmittelbarsten, wie die Spaltung der Christenheit diese Botschaft unglaubwürdig macht. Nicht umsonst hat Jesus in seinem hohenpriesterlichen Gebet, das uns in Johannes 17 überliefert ist, darum gebetet, dass seine Jünger eins seien, damit die Welt glaube (vgl. Joh 17,21).

Mittlerweile sind wir uns der Tatsache bewusst, dass Mission und Glaubensverkündigung nicht mehr eine Sache ist, die sich geografisch eingrenzen lässt. Sie wird überall gebraucht, überall stehen wir an der Front des Unglaubens und der Gleichgültigkeit. Daher sprechen wir von der Notwendigkeit einer Neuevangelisierung in den ehemals christlichen Ländern. Die Missionsgebetsmeinung dieses Monats hat diese Neuevangelisierung im Blick und lädt uns ein, um die Einheit der Christen zu beten, damit sie so ein glaubwürdigeres Zeugnis geben können für ihre Botschaft, für Jesus Christus, zum Heil der Welt.

 

In Palästina zur Zeit Jesu 

Als Jesus in Palästina gelebt hat, war die jüdische Bevölkerung auch in verschiedenste Fraktionen gespalten, in Gruppen und Bewegungen, die jeweils meinten, sie seien das wahre Israel, wobei sie sich von den anderen abgesetzt und sie als Abtrünnige abgestempelt haben. Da waren die Pharisäer, die Essener, die Zeloten, die Jerusalemer Priesterschaft, die Gruppe um Johannes den Täufer und andere. Jesus hat sich keiner dieser Bewegungen angeschlossen, und er hat auch keine neue Sondergruppe gegründet, sondern er wollte Israel als Zwölfstämmevolk sammeln. Er wollte die Trennmauem unter den Gruppen und Grüppchen niederreißen und sie alle zur Einheit rufen, damit Israel zurückkehrt zu seinem Gott und daraufhin die eschatologische Sammlung aller Völker, die Wallfahrt der Völker nach Jerusalem beginnen kann. 

Sammlung, Einigung, Einheit, das waren die Anliegen Jesu in einer gespaltenen und zerrissenen Welt. Das muss auch das Anliegen der Kirche sein, der Jünger Jesu in der heutigen zerrissenen und gespaltenen Welt. Damit wir als Kirche mit diesem unserem Auftrag zur Einheit und Einigung der Welt glaubwürdig werden können und gleichgültige Menschen wieder für Jesu Botschaft interessieren können, müssen wir zuerst einmal die Trennungen und Spaltungen unter uns selber überwinden und beseitigen.

 

Besinnung aufs Wesentliche 

Das ökumenische Anliegen ist ein bisschen ins Abseits geraten unter den Christen unserer Zeit. Das ist traurig und sollte uns zu denken geben. Wir wollen und sollen uns bemühen, die Frage der Einheit der Christen nicht aus dem Auge zu verlieren, damit wir Jesus nicht aus dem Auge verlieren.

Wenn wir vor der Aufgabe der Neuevangelisierung stehen und uns dieser Aufgabe stellen wollen, dann sollten wir uns vor allem auf die Grundaussagen des Evangeliums besinnen. Sowohl das 2. Vatikanische Konzil als auch die Richtlinien des Vatikans zur ökumenischen Bewegung weisen darauf hin, dass ein wesentlicher Punkt im Bemühen um die Einheit darin besteht, dass alle Christen, in allen Kirchen und kirchlichen Bewegungen sich um Bekehrung bemühen müssen, dass sie auf das Evangelium schauen, sich am Evangelium orientieren, immer weiter und tiefer in den Geist des Evangeliums eindringen. Wenn wir alle das tun, dann werden wir auch erkennen und erfahren, wie wir zusammenwachsen, wie Jesus uns zur Einheit und zum gegenseitigen Verständnis ruft. 

Diese Bekehrung zum Evangelium, dieses tiefere Eindringen in den Geist Jesu und seiner Botschaft, ist auch das Fundament und das Werkzeug für eine Neuevangelisierung. Denn diese Neuevangelisierung soll ja keine Anbiederung an den Zeitgeist sein, ganz im Gegenteil, wir sollen keine Partei und Gruppe und Interessengemeinschaft unter so und so vielen anderen sein. Wir sollen uns bewusst werden, wie die Botschaft Jesu Antwort geben kann auf die Zerrissenheiten, Spaltungen, Konflikte, Interessengegensätze dieser unserer Welt. Und wenn wir uns selber bewusst geworden sind, wie er unsere Augen öffnen kann, wie er durch seine Botschaft und sein Leben Heil und Heilung schafft, wenn wir uns ganz tief darauf einlassen, dann können wir auch vor unsere Mitmenschen treten und ihnen diese Botschaft als Weg und Ausweg anbieten. 

Einheit der Kirchen und Neuevangelisierung leben also von der gleichen Voraussetzung, der Voraussetzung unserer Bekehrung zum Evangelium. Wir wollen uns immer wieder neu an diesem Evangelium ausrichten, versuchen, in es einzudringen und es von innen heraus zu verstehen. Damit wir zur Einheit finden und damit die Welt uns glauben kann, wenn wir Zeugnis geben von Jesus Christus und dem Heil, das er der Welt zu geben hat.

 

Georg Kirchberger SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung Januar 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 1/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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