Allgemeine Gebetsmeinungen - Juni 2014

Juni 2014

Für alle Menschen, die ohne Arbeit sind: zeige und öffne ihnen Wege bei der Suche nach einem menschenwürdigen Arbeitsplatz.

P. Christian Tauchner SVD

Das Verhältnis des Menschen zur Arbeit ist mindestens zwiespältig: Viele Arbeiten sind erfüllend und interessant – und trotzdem könnte man sich oft das Leben auch vorstellen, ohne dass man dafür arbeiten müsste. Unsere Freizeitgesellschaft spiegelt uns jedenfalls immer wieder die Fata Morgana eines glücklichen Lebens mit einem schnellen Auto, an einem romantischen Strand und im Schlaraffenland vor. 

Die Bibel stellt sich von Anfang an skeptisch zur Arbeit: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“ (vgl. Gen 3,17-19) – ausgesprochen im Zusammenhang eines Fluchs. Erst im Zusammenhang mit Schalom im Gelobten Land und bei Paulus wird Arbeit anders dargestellt. 

Unsere Gesellschaft legt großen Wert auf die Arbeit. Eines der wesentlichen Ziele der Politik ist immer die Sicherung der Möglichkeit, dass alle Bürger arbeiten können; Vollbeschäftigung ist zwar nicht erreichbar, aber immer noch ein Ideal. Die Menschen sollen immer länger im Arbeitsprozess bleiben und der „verdiente Ruhestand“ hinausgezögert werden (in Wirklichkeit vor allem deswegen, dass die Pensionsfonds für die Finanzspekulation frei bleiben). Auch der technologische Fortschritt, der immer mehr Arbeiten von Maschinen ausführen lassen kann, kommt mit der menschlichen Arbeit in Konflikt und muss derart gesteuert werden, dass genug Arbeit für die Menschen übrig bleibt (siehe die teilweise recht sinnlose Bürokratisierung in vielen Bereichen). 

Umgekehrt ist es auch so, dass sich der Mensch durch seine Arbeit wenigstens einen Teil seines Lebenssinns und seiner Zufriedenheit erarbeitet. Wer nicht arbeiten kann oder darf, sieht sich schnell an den gesellschaftlichen Rand gedrängt. 

Andererseits gibt es in unseren Gesellschaften große Bereiche von Arbeit, die den Bürgern des Landes nicht mehr interessant genug scheinen. Daraus folgen viele Bewegungen: Man holt(e) „Gastarbeiter“ ins Land, um von ihnen die weniger attraktiven Arbeiten erledigen zu lassen. Oder besonders arbeitsintensive Produktionen werden in Länder verlegt, in denen die Firmen keine so hohen Preise für die Arbeit zahlen (die Textilindustrie ist durch ihre menschenverachtenden Praktiken in den Schlagzeilen gewesen, aber genauso machen es viele andere Industrien). Immer geht es dabei um Arbeiten im „3-D“ Bereich: „dirty, dangerous, difficult” (dreckig, gefährlich, schwer). 

In der Gebetsmeinung geht es um „menschenwürdige“ Arbeit. Eine Grundbedingung des Menschenwürdigen besteht darin, dass die Arbeit dem Menschen das Leben ermöglicht, egal wo auf der Welt. Leben ist dabei wohl umfassend zu verstehen: Nicht nur das nackte Überleben, Ernährung, Wohnung, sondern Existenzsicherung (Höchstverdiener leisten folglich keine „menschenwürdige“ Arbeit). Es geht auch um die gesellschaftliche Würde und das Ansehen, um Bildung und Frieden. Es geht um den Lebenssinn und die Zufriedenheit – gerade diese letzte Forderung ist in eine universelle Perspektive eingebettet; ich kann mit meiner Arbeit doch nicht zufrieden sein, solange andere Menschen – in Bangla Desh oder China oder Brasilien – als Sklaven arbeiten müssen oder nicht einmal als Sklaven arbeiten dürfen. Gerechtigkeit kommt also ins Spiel, in universaler Perspektive. Daher auch die Notwendigkeit einer Veränderung unserer Gesellschaft, die die Menschenwürde über die Profitmöglichkeiten, die Arbeit über das Kapital (wie u.a. in Laborem exercens von Johannes Paul II. gefordert) stellt. Gebet und Engagement dafür sind in diesem Monat gefragt.


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