Ich will das Meine finden

12. Jul 2019

Pater Inosentius Reldi SVD ist nach seiner Priesterweihe in Ledalero/Indonesien in die Mitteleuropäische Provinz zurückgekehrt – hier hatte er bereits 2014 bis 2016 seine Praktikumsjahre verbracht.

Als Pater Inosentius Reldi SVD vor den Ewigen Gelübden 2017 drei Wünsche frei hatte als zukünftiger Wirkungsort, stand an erster Stelle nicht Österreich, sondern sein Heimatland Indonesien. „Ich wollte für Vivat international arbeiten, eine Steyler Organisation, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt.“ An zweiter Stelle stand Argentinien. Erst den dritten Platz machte die Mitteleuropäische Provinz. Hier hatte Pater Reldi bereits zwei Jahre als Praktikant gewirkt und sehr gut Deutsch gelernt. „Ich kenne schon viele Leute in Dornbirn. Zu meiner Priesterweihe haben sie mir einen Fußball nach Indonesien geschickt, weil ich mit den Jugendlichen in Österreich immer gerne Fußball gespielt hatte.“

Niemand wollte nach Österreich

Fünf Priester aus seinem Weihejahrgang in Ledalero wurden nach Europa gesendet, die anderen 14 nach Lateinamerika, Afrika oder innerhalb Asiens eingesetzt. „Niemand wollte nach Österreich“, erinnert sich Pater Reldi, „weil es hier so kalt ist.“ Inosentius war bereits während des Studiums zum Overseas Training Program OTP nach Österreich geschickt worden, kam im November 2014 gemeinsam mit einem Kollegen in St. Gabriel an. „Wir hatten keine Winterjacken“, erinnert er sich wie an lang vergangene Zeit. „Am Abend habe ich geweint vor Heimweh.“ Heimweh hat er längst keines mehr, aber alleine fühlt er sich schon manchmal, erzählt er. „Zum Glück habe ich eine Gitarre in meinem Zimmer“, lächelt der musikalische Priester.

Zweimal durchgefallen

Inosentius‘ Weg zu den Steyler Missionaren war nicht geradlinig. Zweimal im Abstand von drei Jahren trat er zur Aufnahmeprüfung ins Kleine Seminar an und schaffte keine davon. Erst als er bereits beschlossen hatte, Tierarzt zu werden, wurde er ins Seminar aufgenommen und entschied sich nach Beratung mit seinen Eltern dafür, Seminarist zu werden.

P. Inosentius Reldi wurde am 24. Oktober 1987 in Wae Warang (Manggarai) in Indonesien geboren, ab September 2019 wirkt er als Kaplan in Dornbirn/Vorarlberg.
P. Inosentius Reldi wurde am 24. Oktober 1987 in Wae Warang (Manggarai) in Indonesien geboren, ab September 2019 wirkt er als Kaplan in Dornbirn/Vorarlberg.

Zwei Jahre später trat er, mit 21 Jahren, in die SVD ein. Auf den Gedanken, Priester zu werden, war er schon früh gekommen. Als Inosentius Reldi elf Jahre alt war, wurde ein Steyler Missionar aus seinem Heimatdorf zum Priester geweiht. „Die Primiz hat mich sehr beeindruckt! Es war ein frohes Fest mit vielen Leuten, die stolz waren auf den Primizianten und ihn mit Tanz empfingen.“ Außerdem beobachtete der kleine Inosentius, wie Priester behandelt werden. „Wenn Priester zu uns kommen, werden die besten Speisen zubereitet, immer mit Fleisch. Ich habe das als Kind gesehen und wollte es auch.“ Dass gerade das Essen ihm in Europa so schwer fallen würde, konnte er damals noch nicht ahnen. „Die Umstellung in Österreich war enorm. Es gibt fast nie Reis. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, aber es war schwierig für mich.“

Priester oder nicht?

Vor Reldis Priesterweihe gab es noch Zweifel aus seiner Familie. Die Eltern wollten ihren Sohn und Erben nicht verlieren. Inosentius‘ Schwester musste wegziehen von zuhause, zu ihrem Mann, das ist so üblich. Was sollte nun aus der großen Landwirtschaft werden, die die Eltern betreiben? Diese Frage konnte Inosentius aber nicht aufhalten, zu sehr freute er sich schon auf das Wirken unter den Menschen, weg von zuhause. Und noch etwas bestärkte ihn in seiner Entscheidung: Es gab einen Konflikt zwischen seinem Vater und dessen Bruder, sodass die beiden nicht miteinander redeten. Nur, wenn er als Seminarist zuhause zu Besuch war, kam die Großfamilie friedlich zusammen. Inosentius sah, dass seine Entscheidung eine unmittelbare Auswirkung hatte auf den Frieden in der Familie. Nach drei Monaten in Stille und Reflexion stand für ihn fest, dass es der richtige Weg war. Im Oktober 2018 erhielt er die Priesterweihe.

Bruder Leopold Leitner (links) und Pater Inosens Reldi kümmerten sich beim Pfingstfest St. Gabriel im Juni 2019 unter anderem um die Tontechnik in der Heilig-Geist-Kirche.
Bruder Leopold Leitner (links) und Pater Inosens Reldi kümmerten sich beim Pfingstfest St. Gabriel im Juni 2019 unter anderem um die Tontechnik in der Heilig-Geist-Kirche.

Nicht hängenbleiben

Die Suche nach dem richtigen Platz ist für ihn damit aber nicht erledigt. „Es ist schön in Österreich. Aber die Frage ist: Was machen wir hier eigentlich? Ich muss mich bemühen, das Meine zu finden. Das ist nicht nur für mich wichtig, das ist auch für die anderen jungen Priester hier wichtig. Wenn wir nicht kreativ sind, bleiben wir in einer Pfarre hängen, um als Kaplan die Messen zu feiern. Das ist auch wichtig! Aber es gibt noch andere Sachen.“ Inosentius Reldis große Stärke ist die Musik, er begeistert die Menschen mit Gitarre, Keyboard und seiner Stimme. Er hat einen guten Zugang zu alten Menschen, aber auch zu jungen. Wie die Mission des bald 32-jährigen Steyler Missionars weitergeht, ist noch offen. Fürs Erste freut er sich darauf, die vielen Dornbirner wiederzusehen, die er 2016 verlassen hat, und viele weitere kennenzulernen. Den richtigen Akzent dafür übt er bereits.

Bilder: Helm, Slouk
Text: Slouk

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