In der Corona-Pandemie aktueller denn je

23. Mai 2020

Was hat „Laudato Si“ in Kirche, Gesellschaft und Politik bewirkt? Pater Franz Helm SVD zieht zum fünften Jahrestag des Erscheinens der Enzyklika Bilanz.

Pater Franz Helm: Laudato Si hatte konkrete Auswirkungen
Pater Franz Helm: Laudato Si hatte konkrete Auswirkungen

„,Alles ist miteinander verbunden’ ist eine der Grundaussagen von Papst Franziskus in Laudato Si. Wahrscheinlich ist uns das nie so deutlich bewusst geworden, wie jetzt in der Corona-Pandemie“, sagt P. Franz Helm, Rektor des Missionshauses St. Gabriel und Vizeprovinzial der Mitteleuropäischen Provinz der Steyler Missionare. Vor fünf Jahren, am 24. Mai 2015 hat Papst Franziskus seine Unterschrift unter das Lehrschreiben gesetzt, das Pater Helm als „prophetischen Text“ bezeichnet.
„Papst Franziskus hat in Laudato Si auch vom Phänomen der Beschleunigung gesprochen, die unser Leben gefährdet. Die Corona-Krise hat uns zum Stillstand gezwungen und gezeigt, dass die Menschen bei akuten Bedrohungen für Gesundheit und Leben zu drastischen Einschränkungen bereit sind“, stellt Helm fest.
Franziskus habe in der Enzyklika in bisher nicht gekannter Deutlichkeit aufgezeigt, dass der Schutz der Umwelt und die soziale Frage eng miteinander verknüpft seien. „Er sagt, es gelte den Schrei der Erde und den Schrei der Armen zu hören. Beide sind Opfer einer Ökonomie, die Leben zerstört statt es zu fördern“, so Helm. „Die Menschen in den Ländern des Südens trifft die Klimaerwärmung durch Wetterextreme wie Taifune, Überschwemmungen und Dürrekatastrophen am härtesten. Das höre ich immer wieder von meinen Mitbrüdern, die in Afrika, Asien und Lateinamerika im Einsatz sind.“ Die Corona-Pandemie stelle eine besondere Gefahr in diesen Ländern dar, in denen es keine Krankenversicherung gibt und es an Medikamenten, Hygieneartikeln und Lebensmitteln mangelt. „In Amazonien, wo die Indigenen schon vor Corona durch die Abholzung der Wälder, durch Brandrodungen oder die Verseuchung des Wassers mit Quecksilber bedroht waren, sterben jetzt zahlreiche Menschen an COVID-19“, weiß Franz Helm, der selbst als Missionar in Brasilien im Einsatz war.

 

Unterstützung für die Klimabewegung

Der Steyler Missionar nennt zwei weitere Punkte, die Laudato Si auszeichnen und die Rezeption der Enzyklika positiv beeinflusst haben: „Der Veröffentlichung ist ein intensiver Dialog mit der Wissenschaft vorausgegangen, Laudato Si war auf dem jüngsten Stand der Klimaforschung, das hat beeindruckt. Aber auch, dass Papst Franziskus die Beobachtungen und Sorgen der Ortskirchen und lokalen Bischofskonferenzen aufgegriffen hat, wurde positiv vermerkt.“
Der Erscheinungstermin sei perfekt gewählt gewesen: genau ein halbes Jahr vor der Weltklimakonferenz in Paris im Dezember 2015. „Durch Laudato Si hat die Klimabewegung die ausdrückliche Unterstützung der katholischen Kirche bekommen. Eine weltweite Institution, die sagt, wir setzen uns voll für den Klimaschutz ein und ihr Oberhaupt, der Papst, der diesen Standpunkt vertritt, das hat bestimmt beeindruckt und großen Widerhall hervorgerufen.“ Am Beschluss der Weltklimakonferenz, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius und möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken, habe das Lehrschreiben des Papstes bestimmt einen Anteil gehabt, meint Franz Helm.

Corona-HIlfe der Steyler Missionare: Verteilung von Nahrungsmitteln in den Slums von Cebu, Phlippinen
Corona-HIlfe der Steyler Missionare: Verteilung von Nahrungsmitteln in den Slums von Cebu, Phlippinen

Konkrete Auswirkungen in der Kirche

Die Steyler Missionare in St. Gabriel beteiligten sich am Klimastreik
Die Steyler Missionare in St. Gabriel beteiligten sich am Klimastreik

Auch die Fridays for Future-Bewegung habe durch Laudati Si Rückenwind bekommen. „Ordensleute, Menschen aus Pfarrgemeinden, junge Christen und Mitglieder der Katholischen Aktion haben sich hier mit der Zivilgesellschaft verbunden.“ Die Rezeption von Laudato Si in den Diözesen, Pfarrgemeinden und kirchlichen Organisationen sei eine gute und starke gewesen, konstatiert der Steyler Missionar. Als Beispiele für konkrete Auswirkungen führt er die Vorgaben der österreichischen Bischofskonferenz für kirchliche Finanzanlagen an, die festlegen, dass nicht mehr in fossile Energieträger investiert werden darf. Auch die ökosoziale Beschaffungsordnung der Diözesen hätte ein neues Bewusstsein geschaffen.
Am Sonntag, 24. Mai, markiert ein „Gemeinsames Gebet für die Erde und die Menschheit“ den Beginn des Laudato Si-Jahres, das der Vatikan ausgerufen hat und in dem zahlreiche Initiativen geplant sind. „Damit bleiben die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz weiterhin im Bewusstsein. Das ist wichtig, denn es besteht die Gefahr, dass sie in der Coronakrise hinten angereiht werden“, fürchtet Helm. „Die Wirtschaft muss wieder angekurbelt werden, aber es liegt in der Verantwortung der Politik, mit Förderungen klug zu steuern und klimafreundlicher Ökonomie den Vorzug zu geben.“

Ursula Mauritz

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