Franz Gassner: Ein Steyler in Macau

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25. Aug 2023

Im Rahmen eines Heimatbesuchs berichtete P. Franz Gassner SVD über die Präsenz der Steyler Missionare in den zu China gehörenden Sonderverwaltungszonen Macau und Hongkong.

P. Franz Gassner SVD beim Vortrag in St. Gabriel

Macau – damit verbinden wir Glücksspiel, Einkaufszentren, riesige Hotelkomplexe und einen wichtigen Wirtschaftsstandort. Jahrhundertelang war das an der Südküste des chinesischen Festlandes gelegene Territorium portugiesische Kolonie. Seit der Übergabe 1999 gehört Macau als S.A.R. (Self-Autonomous-Region) politisch zur Volksrepublik China. Doch noch (bis 2049) gelten hier Autonomie- und Selbstverwaltungsrechte, die auch Religions- und Meinungsfreiheit beinhalten.
Seit mehr als 10 Jahren ist die pulsierende Region Lebens- und Arbeitsmittelpunkt von P. Franz Gassner SVD aus Sonntagberg im Mostviertel. Der promovierte Sozialethiker unterrichtet an der katholischen St. Joseph’s University. Franz Gassner ist einer von 25 Steyler Missionaren im Distrikt Hongkong-Macau der Chinesischen Provinz. Seine Mitbrüder stammen aus Festland-China, Indonesien, Indien, Vietnam, den Philippinen, Polen, Mexiko und Brasilien. „Wir leben in kleinen Gemeinschaften und arbeiten in der Pfarrseelsorge, an einer Schule in Hongkong, an der Universität in Macau, in der Matrosen- und Flughafenseelsorge in Hongkong sowie in der Gefängnis- und Krankenseelsorge. Außerdem betreuen wir die vietnamesische, indonesische, philippinische und bald auch die deutsche Gottesdienstgemeinde“, erzählte Pater Gassner bei einem Vortrag im Missionshaus St. Gabriel während seines Heimaturlaubs im August.
Das Zentralhaus des Distrikts befindet sich in Hongkong. Etwa zwei Mal im Monat trifft sich die SVD-Gemeinschaft zu Austausch, Gebet und Weiterbildung. Die Sprachen sind vor allem Kantonesisch und Englisch. In Macau ist zudem Portugiesisch offizielle Amtssprache neben Chinesisch.

Die SVD-Gemeinschaft des Distrikts Macau und Hongkong bei einem Treffen
Die SVD-Gemeinschaft des Distrikts Macau und Hongkong bei einem Treffen
P. Valan Arasu Arockiaswamy SVD aus Indien (zweiter von rechts) arbeitet als Matrosenseelsorger. Hier bei einem Besuch auf einem Schiff mit Seefahrern aus Myanmar.
P. Valan Arasu Arockiaswamy SVD aus Indien (zweiter von rechts) arbeitet als Matrosenseelsorger. Hier bei einem Besuch auf einem Schiff mit Seefahrern aus Myanmar.
Portugiesisch ist in Macau neben Chinesisch offizielle Amtssprache.
Portugiesisch ist in Macau neben Chinesisch offizielle Amtssprache.

Wahrzeichen "Broken Church"

„Macau ist der am dichtesten besiedelte Fleck der Erde“, berichtet Franz Gassner. Seit kurzem verbinden eine 30 Kilometer lange Brücke und ein Seetunnel Macau und Hongkong. „Seit dem Ende der Corona-Pandemie kommen wieder viele Touristen.“ Nicht nur Einkaufszentren und Casinos ziehen die Besucherinnen und Besucher an, sondern auch die Gebäude im Kolonialstil, die Tempelanlagen und die historischen katholischen Kirchen. Aufgrund der portugiesischen Verwaltung sind sie nicht der Kulturrevolution zum Opfer gefallen. „Viele Pilger aus Japan, Korea und Festland-China kommen wegen der buddhistischen Tempeln, aber auch der Kirchen wegen“, so Gassner. So lebte der berühmte Missionar Vietnams P. Alexandre de Rhodes SJ zehn Jahre in Macau, und der erste Priester Koreas, der Heilige Andreas Kim, studierte in Macau von 1839-1844.
Das berühmteste Wahrzeichen der Stadt sind aber die Ruinen einer Kirche, die von den philippinischen Migranten so genannte „Broken Church“, erklärt der Steyler Missionar. Die ehemalige Jesuitenkirche (Grundsteinlegung 1602), war damals die größte Kirche Asiens. Sie wurde 1835 bei einem Sturm und Brand zerstört.
Macau kann auf eine fast 500-jährige christliche Geschichte zurückblicken. Das 1576 gegründete Bistum gilt als „Mutterdiözese“ des Fernen Ostens. Sein Gebiet erstreckte sich einst über Japan, Korea, China, Vietnam bis zu den Malaiischen Inseln.
Heute sind rund fünf Prozent der Bevölkerung von Macau Katholiken, die sich in neun Pfarrgemeinden treffen. Im viel jüngeren Hongkong gibt es heute 54 katholische Pfarren. Sehr beliebt auch bei Nicht-Christen sind die 31 katholischen Bildungseinrichtungen: „35 bis 40 Prozent der Kinder besuchen in Macau katholische Kindergärten und Schulen.“ Auch die Caritas Macau engagiert sich sehr stark mit 23 sozialen Einrichtungen, wie Pflegeheimen, Waisenhausern, etc.
Das religiöse Leben spielt sich nicht nur in den Kirchen ab, auch öffentliche Prozessionen zu diversen Festen finden auf den Straßen statt. „Das wäre nur wenige Kilometer weiter in der Volksrepublik China nicht möglich“, betont Gassner.

Die "Broken Church": Die Ruinen der ehemaligen St. Paul's Jesuitenkirche sind das wichtigste Wahrzeichen Macaus.
Die "Broken Church": Die Ruinen der ehemaligen St. Paul's Jesuitenkirche sind das wichtigste Wahrzeichen Macaus.
Katholische Kindergärten sind auch bei Nicht-Christen äußerst beliebt.
Katholische Kindergärten sind auch bei Nicht-Christen äußerst beliebt.
Zu diversen Festen finden öffentliche Prozessionen (Bild: Bom Jesus do Passos) in den Straßen Macaus statt.
Zu diversen Festen finden öffentliche Prozessionen (Bild: Bom Jesus do Passos) in den Straßen Macaus statt.

Kleine Universität mit großer Wirkung

Franz Gassner ist seit 2012 als Professor in der Forschung und Lehre an der Sr. Josephs’s University tätig. Die kleine Privatuniversität befindet sich in der Trägerschaft der Diözese und ist die einzige katholische Universität Chinas, auch mit einem anerkannten Studienprogramm der Katholischen Theologie. Es gibt zwei Priesterseminare in Macau (von der Diozese Macau und das Seminar Redemptoris Mater) und zahlreiche Ordensgemeinschaften mit ihren Ausbildungsgemeinschaften. Die St. Joseph’s Universität führt das Erbe des berühmten, 1592 von den Jesuiten gegründeten, St. Paul Kolleges in der heutigen Zeit weiter. Neben der Fakultät für Religionswissenschaften und Philosophie bietet die St. Josephs‘ University noch zahlreiche andere Studienrichtungen, z.B. Umwelt- und Kommunikationswissenschaften, Architektur und Translationswissenschaften (Portugiesisch/Chinesisch). Die Studentinnen und Studenten kommen aus 40 verschiedenen Nationen, darunter sind viele Studierende aus portugiesischsprachigen Ländern.
Seit 2022 dürfen 29 Studierende aus Festland-China mit Erlaubnis der chinesischen Behörden an der St. Joseph’s University Master- und PhD-Studien in technischen Fächern studieren.
„Unsere Uni ist sehr klein, nur 1200 Studierende sind inskribiert. Das stellt uns vor große finanzielle Probleme angesichts des internationalen Wettbewerbs“, klagt Pater Gassner, der in den vergangenen Jahren auch in der Administration der Uni arbeitete. Nach drei Jahren als Dekan der Fakultät für Religionswissenschaften und Philosophie und zehn Jahren als Studienprogrammleiter für Theologie, haben diese Funktionen nun lokale Chinesen übernommen (ein Priester und ein Laie). „Ich habe aber eine volle Lehrverpflichtung. Ich unterrichte Ethik und Philosophiegeschichte sowie Moraltheologie in der Studienrichtung Theologie, aber auch Ethik und Umweltmanagement im Masterstudium Umweltwissenschaften sowie Global Ethics im Masterstudium Kommunikation und Medien.
Die Fakultät für Religionswissensschaften und Philosophie bietet eine profunde Ausbildung für kirchliche Mitarbeiter:innen in Südostasien. „Neben Priesterseminaristen zählen auch Aspirantinnen der Dominikanerinnen und Laien zu unseren Studierenden“, erläutert Pater Gassner. „Auch drei junge Steyler aus Vietnam studieren an unserer Fakultät. Das Studium ist von der Regierung in Macau anerkannt, aber auch von der EU und dem Vatikan über unsere Mutteruniversität UCP (Universidade Católica Portuguesa) in Lissabon. "

P. Gassner unterrichtet auch am Institut für Umweltwissenschaften der St. Josephs's University in Macau. Im Bild mit Master- und PhD-Studenten.
P. Gassner unterrichtet auch am Institut für Umweltwissenschaften der St. Josephs's University in Macau. Im Bild mit Master- und PhD-Studenten.
P. Gassner mit Student:innen aus Myanmar, Vietnam, Japan und Osttimor bei einem Fest der Universität.
P. Gassner mit Student:innen aus Myanmar, Vietnam, Japan und Osttimor bei einem Fest der Universität.
Auch Aspirantinnen des Dominkanerinnnen-Ordens studieren Theologie an der St.  Joseph's. Hier zeigen sie einen Tanz aus Vietnam.
Auch Aspirantinnen des Dominkanerinnnen-Ordens studieren Theologie an der St.
Joseph's. Hier zeigen sie einen Tanz aus Vietnam.

Text: Ursula Mauritz

Fotos: Franz Gassner SVD, Diözese Macau

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