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01. Jun 2023
Br. Herbert Raich SVD ist am 28. Mai 2023 in Indore verstorben. Br. Raich war der letzte ausländische Steyler Missionar in Indien.
Arbeit und Gebet, Gebet und Arbeit verkörperten das Leben von Br. Herbert Raich SVD während seiner 58 Jahre in Indien. Br. Herbert Raich war ein großartiger Missionar und ein Vorbild in seinem Einsatz als Ordensmann, der nicht nur das Leben seiner Mitbrüder inspirierte, sondern auch jenes vieler Laien, die zur Kathedral-Pfarre in Indore gehörten.
Sein Einsatz im Sat Prachar Presse-Haus für fast 57 Jahre war ein Meilenstein für ein Ordensleben in Selbsthingabe. Er wohnte im Haus, und er war stets bereits um 3.30 Uhr früh in der Kapelle, wenn die anderen noch tief schliefen. Auch wenn er in Vollzeit in der Presse arbeitete, war er in den 57 Jahren ein regelmäßiger Besucher von Prarthanalya, Mhow, einem Knabenseminar, wo der Direktor für den dritten Samstag des Monats eine Nachtanbetung einführte.
Sobald die Anbetungskapelle in der alten renovierten “Roten Kirche” eingerichtet war, verbrachte Br. Herbert täglich - nach den Arbeitsstunden - seine Freizeit bis sieben Uhr abends dort. Er war auch als Kommunionspender für die drei Sonntagsgottesdienste an der Kathedrale beauftragt. Dort verkaufte er nebenbei religiöse Artikel zu herabgesetzten Preisen.
Seit mehr als einem Jahr litt Br. Herbert an der Parkinson-Krankheit. Da er ständige Betreuung benötigte, versetzte ihn der Provinzrat am 23. Dezember 2022 in die Pflegestation St. Joseph in Palda, wo er die entsprechende Fürsorge und Medikation bekam. Das war die einzige Versetzung, die er während seiner 58 Jahre in Indien erlebte, außer der verschiedenen Aufgaben, die ihm innerhalb des Presse-Hauses anvertraut wurden.
Zuletzt kamen Atembeschwerden aufgrund einer Lungenentzündung hinzu. So brachte man ihn am 12. Mai 2023 in das Roberts Pflegeheim in Indore. Dort wurde er dann wegen dieser und anderer Altersbeschwerden behandelt. Es ging ihm bald etwas besser und er konnte das Pflegeheim am 26. Mai 2023 verlassen. Die folgen zwei Tage verbrachte er wieder in der Gemeinschaft der Mitbrüder auf der St. Joseph Pflegestation in Palda.
Am Pfingstsonntag zeigt er untertags keine Anzeichen von Atemnot. Aber nach dem Abendessen trat plötzlich heftige Atemnot auf, sodass man ihn schnellstens wieder zum Roberts Pflegeheim zurückbrachte. Auf dem Weg dorthin verstarb Br. Herbert - ruhig und ohne Todeskampf - um 20.30 Uhr abends. Der Angehörige der Gesellschaft des Göttlichen Wortes (SVD), Br. Herbert Raich, war der letzte ausländische Missionar in Indien.
Br. Herbert Raich wurde am 3. Februar 1938 in der Pfarre Jerzens, Pitztal, Diözese Innsbruck, Tirol, geboren. Seine Eltern waren Krispin und Rosa Raich, die fünf Buben und zwei Mädchen das Leben schenkten.
Drei Söhne traten in die "Geselschaft des Göttlichen Wortes" ein: Von ihnen wurde P. Hermann Priester und später Bischof der Diözese Enga in Neuguinea. Er starb dort am 9. Oktober 2009. Br. Herberts jüngerer Bruder, Br. Richard Angelus, blieb in Europa und arbeitete bis zu seinem Tod am 30. Oktober 1992 im Missionshaus St. Gabriel bei Wien. Die Söhne Franz und Ludwig gründeten Familien. Einer der Neffen von Br. Herbert besuchte seinen Onkel in Indore vor einigen Jahren. Die beiden Töchter in der Familie, Judith und Amanda, traten bei den „Missionsschwestern vom Kostbaren Blut“ ein und wirkten in Südafrika. Eine von ihnen ist dort noch am Leben.
Br. Herbert Raich trat am 1. Juni 1956 in das Bruder-Noviziat der Gesellschaft des Göttlichen Wortes (Steyler Missionare) in St. Gabriel ein und legte die Ersten Gelübde am 8. September 1958 ab. Danach kam er nach England. Dort arbeitete er seit 1961 im Pressewesen. Er legt die Ewigen Gelübde am 8. September 1964 im St. Richard’s College, Hadzor, ab und kam am 7. Oktober, dem Rosenkranzfest, im Sat Prachar Presse-Haus, Indore, Indien an.
Br. Herbert war nicht besonders reisefreudig. Wie der hl. Joseph Freinademetz, der ebenfalls aus Tirol stammte, hat auch er niemals sein Heimatland besucht, sondern die letzten fünfzig Jahre ständig hier im Sat Prachar Presse-Haus verbracht. Obwohl die Provinz die Silbernen und Goldenen Jubiläen der Mitbrüder feierte, wollte Br. Herbert keine öffentliche Feier der beiden Gedenktage in seinem Lebens. Er verbrachte an diesen Tagen seine Zeit im Gebet.
Er hatte seine eigenen starken Überzeugungen bezüglich des Lebens eines Ordensbruders und stand der Entwicklung der Brüderberufung in Indien kritisch gegenüber. Seiner Ansicht nach war die Berufung zum Ordensbruder eine zum Gebet und zur Arbeit, wie es der hl. Arnold Janssen betont hatte.
Die Eucharistie für unseren Verstorbenen wurde am Mittwoch, dem 31. Mai 2023, um 10.30 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche von Palda unter der Leitung von Bischof Chacko Thottumarickal SVD von Indore in Konzelebration mit P. Provinzial Paul Raj, den Patres SVD und Diözesanpriestern, und in Anteilnahme von Mitbrüdern SVD, Ordensschwestern und Gläubigen gefeiert. Die Beerdigung fand unmittelbar danach im “Garten der Auferstehung”, Catholic Ashram Palda, statt.
Möge Br. Herbert Raich SVD weiterhin junge Menschen inspirieren, einsatzfreudige Ordensleute und Priester zu werden.
Möge er ruhen im Frieden!
Fr. Clarence Srambical SVD
Indore, Indien
Ins Deutsche übersetzt von P. Anton Fencz SVD